Krauts with Attitude (1)

1984 gab es schon einmal eins, aber jetzt hat Bremen ein neues Punkbuch. Wer irgendwie und irgendwann einmal mit der lokalen Punk-Szenerie zu tun hat, erkennt darin manch bekanntes Gesicht.

Nicht alle leben mehr, und „Punk“ war damals für viele schon gestorben. Da war es schließlich schon sieben Jahre her, dass die Sex Pistols der Queen ein garstiges Ständchen gebracht hatten. Je nach Rechenart feiert Punk 2002 seinen 25. Geburtstag.

Als Beitrag zur gegenwärtigen Diskussion um Punk und als dokumentierte Facette einer Jugendkultur, deren Faszination offenbar ungebrochen ist, erschien das zweite Bremer Punk-Buch „Wir sind die wir sind“, herausgegeben vom Punk-Streetwork-Projekt des Vereins zur Förderung akzeptierender Jugendarbeit (VAJA e.V.). Weil inzwischen die Kinder der Punks jener Generation selbst begannen, sich für die Szene zu interessieren, entstand die Idee, ein Buch über diese neue Generation der Punks zu machen.

Und die ist so punk, dass es drei Jahre dauerte, bis das Buch endlich fertig war. Einer der Autoren überzog den Redaktionsschluss um läppische 12 Monate. Zwar flogen manche Texte im Verlauf raus, weil sie inhaltlich bei Erscheinen nicht mehr relevant oder anderweitig problematisch gewesen wären. „Aber davon abgesehen gab es keine Zensur“, betont die hauptamtliche VAJA-Mitarbeiterin. Deutschlehrer würden die Augen verdrehen und leise „Pisa“ murmeln.

Kunstlehrer dürften das schon anders sehen. Daniel Bastian von Form5, übrigens auch einer der Punks aus dem Buch von 1984, erschuf ein anspruchsvolles und risikofreudiges Layout, den alten Geist in neue Form gießend.

Die Geschichten sind schließlich auch neu – das Punk-Picknick, die von Hannover ausgelagerten Chaostage 1996, die Anti-Nazi-Demo zum 1. Mai 1999, der Auftritt der Anarchistischen Pogo Partei Deutschlands (APPD) bei den Wahlen 1998, der Bahnhof Bremen-Sebaldsbrück in seiner vorübergehenden Eigenschaft als etwas anderer Ort für Konzerte und Parties, das Punk-Café im Sielwallhaus als regelmäßiger Szene-Treff und so weiter.

Die beträchtliche Arbeit, der ständige Wechsel unter den Aktiven, die schwierige finanzielle Situation - dass nach drei Jahren ein Buch vorlag, wunderte schließlich sogar die Punks selbst – und ist ein Grund zum Feiern. Am 31. August wird mit Live-Musik gefeiert.

Andreas Schnell

„Wir sind die wir sind“ gibt es für 5 Euro beim Punk Streetwork Projekt zu kaufen.