Nordkorea öffnet sich

Der japanische Premier Koizumi will nach Pjöngjang reisen. Nord- und Südkorea beschließen Bahnverbindung

PEKING taz ■ Ein historisches Gipfeltreffen zwischen den Regierungschefs von Japan und Nordkorea soll helfen, die Spannungen in der Region abzubauen: Japans Premierminister Junichiro Koizumi wird am 17. September nach Pjöngjang reisen, um dort mit dem „Lieben Führer“ Kim Jong Il zu verhandeln. „Ich will direkt mit ihm über die Möglichkeit einer Normalisierung unserer Beziehungen sprechen“, sagte Koizumi gestern.

Die Begegnung kommt unerwartet, da jüngste Gespräche wenig Erfolg versprechend verlaufen waren. Das Verhältnis zwischen Pjöngjang und Tokio ist traditionell ebenso zwiespältig wie widersprüchlich: Einerseits betrachten viele Koreaner die ehemalige Kolonialmacht Japan bis heute mit äußerstem Misstrauen. Beide Seiten haben seit dem Zweiten Weltkrieg noch keinen Friedensvertrag unterzeichnet. Immer wieder kam es in den letzten Jahren zu militärischen Spannungen. Andererseits hat Japan seit Beginn der Hungerkrise mit großzügigen Reislieferungen geholfen, das Regime in Pjöngjang vor dem Zusammenbruch zu retten. Tokio duldete auch, dass die Angehörigen der koreanischen Minderheit in Japan lange Zeit Milliarden Dollar nach Nordkorea überwiesen und so einen großen Teil der Bevölkerung am Leben hielten.

Auch aus Südkorea kommt eine überraschende Nachricht: Wenn alles nach Plan geht, könnte bald eine Eisenbahnlinie die beiden Teile der Halbinsel wieder miteinander verbinden, die seit dem Koreakrieg vor 50 Jahren voneinander getrennt sind. Bereits am 18. September soll mit dem Ausbau der Schienenwege auf beiden Seiten begonnen werden. Parallel zur Bahn wird eine Straße gebaut, heißt es in einem 8-Punkte-Abkommen, das Vertreter beider Regierungen gestern in Seoul unterzeichneten.

Im Gegenzug will der Süden so schnell wie möglich 400.000 Tonnen Reis und 100.000 Tonnen Düngemittel in den von einer dramatischen Wirtschaftskrise geplagten Norden liefern. Der Ausbau der Eisenbahn war schon vor zwei Jahren beschlossen worden. Bislang scheiterte er aber stets daran, dass sich die Militärs beider Seiten nicht darüber verständigen wollten, wie die Trasse durch die stark verminte und waffenstarrende Grenze geführt werden soll. JUTTA LIETSCH