Von Rechten und Wünschen

„Dann reden wir über Ihre Probleme“: Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) lässt sein Publikum zwei Stunden warten und belohnt es dann mit einer großen Performance

Als um 21.17 Uhr eine Frau erklärt, „der Richter hat bei mir das Protokoll gefälscht“ und wenig später Frau Schneider aus Bremen-Nord vom SPD-Bundestagskandidaten Volker Kröning wissen will, „wie ich Sie postalisch erreiche“, all das vor gut 200 Menschen im Bremer Congress-Centrum, da ist es höchste Zeit für Otto Schily, ursprünglich angekündigt für 19.30 Uhr. Vier Minuten später ist er da.

Es geht los mit der ganz großen Kelle: Von Artikel 1 des Grundgesetzes, das dem Staat befehle, die unantastbare Menschenwürde nicht nur zu achten sondern zu schützen, bewegte Schily sich peu à peu zur besten aller Innenpolitik, der seinen nämlich. Vom „Grundrecht auf Sicherheit“ sprach Schily, davon, dass „das Fundament von Freiheitsmöglichkeit Sicherheit“ sei, und von Humboldt, der das auch schon gesagt habe.

Dem Punk mit dem lila Irokesen, der irgendwann brüllt: „Das sagen Sie mal den Schwarzafrikanern, die im Viertel das Brechmittel eingeflößt kriegen“, antwortet Schily: „Hören Sie mir erstmal zu, dann reden wir über Ihre Probleme.“ Drei Minuten später verlässt der Punk den Saal.

Vom besten aller Zuwanderungsgesetze, dem seinen nämlich, schwärmt Schily später, das „der Kandidat“ – Stoiber firmiert bei Schily nur als „Kandidat“ –nicht einmal mehr abschaffen, sondern nur noch ändern wolle. Am Schluss erzählt er mit sanfter Stimme von den Bäumen einer japanischen Tempelanlage, von dortigen Holztäfelchen, auf die er als Sportminister einst zwei Wünsche habe notieren dürfen, vom gewünschten WM-Sieg gegen Kamerun,der glatt wahr geworden sei. Und vom zweiten Wunsch: „44 Prozent für die SPD am 22. September. Bremen muss dabei eine wichtige Rolle spielen. Willi Lemke wird dafür sorgen. Dankeschön.“ sgi