unterm strich
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Und sofort zurück zu Marthaler: Die Solidaritätswelle zum Beispiel aus Berlin überschwemmt derzeit nämlich beinahe alles. Das Berliner Ensemble eröffnete gestern Mittag in einem offenen Brief, dass es Marthaler und seinen ganz wichtigen Mitarbeitern ein ganzes Jahr sicheres und freies Exil am Ensemble gewähre. Zusätzlich könnte man noch ein kostenloses Solidaritätsgastspiel mit Thomas Bernhards „Der Ignorant und der Wahnsinnige“ drauflegen, um die Wellen in Zürich zumindest finanziell zu glätten. Frankenfrei, versteht sich. Möglicher Nebeneffekt: Wenn Metzmacher dann auch noch nach Berlin kommt, hat Europa eine neue Kulturhauptstadt. Und wenn man die geschassten Theaterleute aus Frankfurt hinzuholt, wird’s geradezu bombastisch.

In den Vereinigten Staaten bestimmt eher Triviales die kulturelle Tagesordnung: Geld! Der erfolgreichste Kinosommer überhaupt und jemals war dieser Sommer. Ein Verdienst, das sich nicht allein die Hollywood-Giganten „Spiderman“ oder „Austin Powers“ auf die Fahnen schreiben können, sondern zudem ein unabhängiges Studio und seine Produktion mit dem viel sagenden Originaltitel: „My Big Fat Greek Wedding“.

Dünkel und Vorurteile zwischen den Amerikanern werden hier erst mal kräftig auf die Schippe genommen, um dann mit Unmengen von Ouzo in einem schon wieder Hollywood-reifen Happyend runtergespült zu werden. Und auch nicht die übliche Werbung hat zum Kassenerfolg dieses kleinen, spezialeffektlosen Films geführt, sondern die gute alte Mund-zu-Mund-Propaganda. In Zahlen bedeutet das schlicht: 3,15 Milliarden Dollar beträgt die Summe, die amerikanische Kino-Kartenhäuschen vom Memorial Day Ende Mai bis zum Labor Day gesammelt haben. Möglicherweise ist das Ganze auch ein nicht ganz billiger Trick: Der Kartenpreis wurde im Vergleich zum vergangenen Jahr auf sechs beziehungsweise elf Dollar erhöht.

Das böse Pfui-Wort Crossover ist wieder zurück: Ein Projekt mit dem illustren Titel „essen & denken“ startet die neue Saison in der Weltstadt Hannover. Aufrufende waren Kunstverein, Literaturbüro, Literaturrat, kommunales Kino, Schauspiel und nicht näher genannte, aber doch namhafte bildende Künstler, Autoren und Regisseure. Leider ließ sich bis jetzt kein Name, weder namhaft noch nicht namhaft, eines teilnehmenden oder aufrufenden Restaurants finden, aber der Auftakt mit Franz Ackermann, Birgit Hein, Albert Ostermeier und Matthias Lilienthal am Sonntag wird bestimmt trotzdem anregend.