Solarbranche ohne Wolken

Markt für Sonnenstrom hat sich seit 1998 versechsfacht. Solarverbände optimistisch

BERLIN taz ■ Über 60.000 Photovoltaikanlagen auf Privathäusern sind ein sichtbares Indiz: Der deutsche Markt für Solarwärme und Solarstrom ist seit 1998 stark gewachsen. Der Markt für Solarstrom legte um fast das Sechsfache zu. Das gaben die Solarverbände gestern im Rahmen einer Vier-Jahres-Bilanz bekannt.

Die Branche verzeichnete 2001 einen Absatz von 81 Megawatt theoretischer Höchstleistung (MWp) – also bei Sonnenschein. Der Umsatz lag im selben Jahr bei 500 Millionen Euro.

Als Grund für die dynamische Entwicklung nannten die Verbände die Energiepolitik der rot-grünen Bundesregierung. Vor allem das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das den Herstellern von grünem Strom einen Festpreis garantiert, habe die Nachfrage für Solarenergie stark erhöht, sagte der Geschäftsführer der Unternehmensvereinigung Solarwirtschaft, Carsten Körnig. So investierte die Solarindustrie über 5 Milliarden Euro in Produktions-und Anlagentechnik. 18.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Auch der Mittelstand und das Handwerk profitierten von dem Boom, sagte Gerhard Stryi-Hipp, Geschäftsführer des Deutschen Fachverband Solarenergie.

Gleichzeitig sind die Kosten gesunken: für Solarwärme um 10 Prozent, für Solarstrom um 15 Prozent. Stryi-Hipp wertete auch dies als direkten Erfolg der Förderprogramme, ebenso wie die Spitzenposition Deutschlands in der Solartechnologie, wie sie beispielsweise in der Speicher-und Regelungstechnik erlangt wurde.

Die Solarindustrie blickt optimistisch in die Zukunft. Vor allem der Export von Solaranlagen soll offensiv angegangen werden. Bis 2010 erwarten die Verbände 30 Prozent Wachstum pro Jahr. Im Jahr 2020, so schätzt Körnig, könnte bereits eine Milliarde Menschen weltweit mit Solarstrom versorgt werden. Langfristig sei bis 2050 ein Anteil von 25 Prozent an der Strom- und Wärmeversorgung möglich.

Voraussetzung hierfür seien allerdings stabile politische Rahmenbedingungen. Deshalb fordern die Verbände alle Parteien auf, die Solartechnik auch nach den Wahlen zu fördern. Und zumindest während des Wahlkampfs scheinen sich die großen Parteien einig zu sein: Bundeskanzler Gerhard Schröder hatte am Montag auf dem Erdgipfel in Johannesburg angekündigt, erneuerbare Energien „in den nächsten Jahren“ mit einer Milliarde Euro zu fördern. CDU-Kandidat Edmund Stoiber sicherte zu, dass er das EEG nicht kippen werde.

Das aber reicht den Verbänden nicht. Sie fürchten, die guten Vorsätze könnten bald der klammen Finanzlage unterliegen. Marktanreizprogramme seien nur dann verlässlich, wenn sie nicht haushaltsgebunden seien, mahnte Körnig gestern. Und Stryi-Hipp fordert: „Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Parteien zu dem geplanten Ausbaupfad. Und das drückt sich zum Beispiel in den Vergütungssätzen aus, die nicht gesenkt werden.“ Mit 0,03 Prozent Anteil am gesamten Stromverbrauch in Deutschland stehe die Branche immerhin noch am Anfang.

SUSANNE LANG