Nordkoreanischer Mauersprung in Peking

Nordkoreanische Flüchtlinge suchen Zuflucht in deutscher Botschaftsschule in Peking, um ihre Ausreise zu erzwingen

PEKING/BERLIN dpa/taz ■ Eine Gruppe von 15 mutmaßlichen Nordkoreanern ist gestern in die deutsche Botschaftsschule in Peking geflüchtet. Sie kletterten zunächst über eine zwei Meter hohe Mauer auf das von einem privaten Wachdienst gesicherte Botschaftsgelände und rannten dann in ein Gebäude, in dem nur deutsche Diplomaten wohnen. Dort konnten die Flüchtlinge, unter denen mindestens acht Fauen sind, jedoch in keine der Wohnungen gelangen. Auch in der Schule konnten sich sich keinen Zutritt verschaffen, worauf sie schließlich eine Außentreppe hochstiegen und dort im ersten Stock ausharrten.

Später verhandelte der herbeigerufe deutsche Botschafter am Eingang des Geländes mit der Polizei, ohne sie einzulassen. Polizisten riegelten die Umgebung ab und hinderten Kamerateams an Aufnahmen. Die Botschaft bemüht sich inzwischen um eine humanitäre Lösung ähnlich wie bei anderen Botschaftsfluchten in Peking. Dabei durften die Nordkoreaner über Drittländer nach Südkorea ausreisen. Die 15 Flüchtlinge wurden zunächst in der Turnhalle untergebracht und mit Essen versorgt.

Seit April flüchteten etwa 80 Nordkoreaner in diplomatische Einrichtungen in China und erzwangen so ihre Ausreise. Etwa 150.000 bis 300.000 Nordkoreaner leben illegal in China.

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