Du könntest der Nächste sein

Die Rapperinnen Bahamadia und Apani B Fly MC arbeiten nur scheinbar bevorzugt an anderer Leute Veröffentlichungen mit. Am Dienstag treten sie im Logo auf und haben – beides kein Mangel – weder Alben noch reimende Kerle im Gepäck

Bahamadia ist erhört worden von ihren Homies: Alle Welt kennt heute Philadelphia

von CHRISTOPH BRAUN

Kollage, jenes Aufsehen erregende Album von Bahamadia aus dem Jahr 1996, klingt wie eine einzige Referenz an ihre Heimatstadt Philadelphia, Pennsylvania. Die von Gang Starr produzierten Beats legen die Vermutung nahe, Guru und Premier – zu dieser Zeit längst Legenden der HipHop-New School – hätten versucht, ihren Sound an den der ebenfalls dort ansässigen Roots anzulehnen. Und damit an den – damals noch neuen – neuen Sound von Philadelphia.

Die Instrumentals, zu denen Bahamadia da rappt, sind hörbar geprägt von der Funkyness von Gang Starr. Zugleich aber schwappt ständig dieses leicht trunkene Leiern in den Bläsersätzen und Rhodes-Pianos ans Ohr; diese schleppende, Roots-typische Rhythmik, die sich immer ein wenig mulmig zu fühlen scheint. Bahamadia spricht dazu mehr in ihrer leicht spröden Art, als dass sie im klassischen Sinne rappen würde. Auf dem längst zur HipHop-Klassik zählenden Album-Track „3 Tha Hard Way“ neigt auch sie ihr Haupt vor Philadelphia. „Salutes 2 Action Be Tha Latest Enter-ree 4 Illadel Colonies“ heißt es da, ein Aufruf an ihre Stadt also, aktiv zu werden. „Illadel“ ist dabei das Codewort für Philadelphia, The Roots bringen es mit dem Albumtitel Illadelph Halflife in dem Jahr ins Spiel, in dem auch Kollage erscheint.

Ganz offensichtlich ist Bahamadia damals erhört worden von ihren Homies: Heute hört alle Welt Philadelphia zu, und das im großen Stil. Namen wie D‘Angelo, Bilal, Ursula Rucker, Jill Scott oder Erykah Badu bringen gehörige Mengen Poetry mit jener Sorte funky HipHop-Soul zusammen, für den Kollage den Weg gewiesen hat. Auch Bahamadia ist präsent geblieben, allerdings eher durch punktuelles Erscheinen. Denn veröffentlicht hat sie seitdem bloß ein weiteres Album auf dem kleinen Westküsten-Label Good Vibe. Der Firma fehlten offenbar die Mittel, die 2000 erschienene EP BB Queen auch in Europa adäquat zu promoten. Dem Vorgänger nicht an Qualität nachstehend, ist die Platte – diesseits des Atlantik – sträflich vernachlässigt worden.

So sind es Gastauftritte und zahlreiche Zusammenarbeiten mit höchst unterschiedlichen Gruppen und Solokünstlern, durch die immer wieder von der Mutter zweier Kinder zu hören war. Bahamadia rappte für den Philly-Nachwuchs Vikter Duplaix, duettierte mit Talib Kweli, lieferte die Worte auf dem Titeltrack von Reprazents New Forms und verfeinerte die Ninja Tunes von The Herbaliser.

Auf dem Morcheeba-Album Fragments Of Freedom aus dem Jahr 2000 gastiert neben Bahamadia auch Mr. Complex und damit ein Teil jener Polyrhythm Adddicts, denen wiederum auch Apani B Fly MC (oder auch Fly Apani B) angehört. Sie ist Mitte 20, kommt aus dem New Yorker Stadtteil Queens und zeichnet sich wie ihre ältere Kollegin, deren Tour sie jetzt begleitet, durch expansives Zusammenarbeiten mit Dritten aus. Außer Rhyme Related, dem Album besagter Polyrhythm Addicts, das 1999 erschienen ist, gibt es noch nichts Längeres von ihr, das in Aussicht gestellte Solo-Debüt wird mancherorts zu den am gespanntesten erwarteten des Genres gezählt. Ein Blick auf die selektierte Liste der Zusammenarbeiten sollte das Interesse an ihr wecken: Anti Pop Consortium, Pharaohe Monch, Da Beatminerz und zahlreiche andere. Du könntest der Nächste sein, aber pass‘ auf: „Wenn ich auf die Bühne komme“, sagte Apani B mal, „versuche ich sie zu killen.“

Dienstag, 21 Uhr, Logo