Strombo-Liner auf Touren

Eier kochen in Fumarolen in Fossa, Magnetfelder im Krater messen am Ätna oder tüfteln am Vulkanfahrzeug in Stromboli– die 32 SchülerInnen des „Fliegenden Klassenzimmers“ erkunden Vulkanlandschaften in Süditalien

Der Strombo-Liner sieht fast so gefährlich aus wie sein Name vermuten lässt. Dabei ist er eigentlich ganz harmlos und rollt nur im Dienste der Forschung durch die Landschaft. Das Gefährt mit Kran und Greifarm sollte auf der Forschungsexpedition des „Fliegenden Klassenzimmers“ die Vulkane Süditaliens erforschen helfen und Gesteins- und Bodenproben von dort holen, wo die kühnsten ForscherInnen nicht hinkommen. Ausgestattet mit Messgeräten für pH-Werte und Temperaturen ist der Roboter zugleich Chemie-Labor.

Drei Wochen begleitete der Strombo-Liner das „Fliegende Klassenzimmer“ auf ihrer Forschungsreise. Hinter dem von Kästner bekannten Namen verbergen sich der Erfinderclub „Heureka“ vom Hermann-Böse-Gymnasium, ein Verein junger RussInnen aus Huchting (die Gruppe „JA“) und das Bremer Institut für Betriebstechnik und angewandte Arbeitswissenschaft (BIBA). Aus einer Physik-AG, die Lehrer Götz Illgen schon in den 60-er Jahren am Hermann-Böse-Gymnasium gegründet hatte, ist inzwischen ein Projekt zur Förderung naturwissenschaftlich interessierter Jugendlicher geworden. Zwei seiner ehemaligen Schüler arbeiten jetzt im BIBA und betreuen die Experimente der SchülerInnen. Gemeinsam haben sie für die Reise am Strombo-Liner gebastelt. Entworfen und gebaut haben die SchülerInnen ihn fast ganz allein. „Wir schauen hier auch mal zu, wenn wir sehen, dass es so eigentlich nicht geht“, sagt Thomas Rethmann. Der Mitarbeiter des BIBA, der vor elf Jahren in der Physik-AG an der Schule war, betreut die Erfinderkinder und hat sich auch mit ihnen auf Forschungsreise begeben. „Bei uns können die Kids tüfteln, jemanden fragen und mit Dingen experimentieren, die sie zu Hause nicht zur Verfügung haben. Und ganz nebenbei stellen sie vielleicht auch fest, dass der Ingenieurberuf hochspannend und kreativ ist.“

Tatsächlich hat der Strombo-Liner die erste Bewährungsprobe außerhalb des Labors nicht überstanden. Er ruckelte und muckte zwar, aber so richtig in die Gefahrenzonen wollte er nicht laufen. Die NachwuchsforscherInnen konnte das allerdings nicht erschüttern. Seitdem sie wieder in Bremen sind, sind sie auf der Suche nach dem Fehler. „Die Schüler haben gespürt, wie nah sie an der heißen Lava dran waren. Da muss man einfach weiter machen“, sagt Rethmann.

Einige Experimente konnten aber auch erfolgreich abgeschlossen werden. So etwa die Magnetfeldmessungen im Gelände um den Krater. Bei einem Ausbruch reißt die Lava Eisenteile aus dem Erdinneren mit. Ein Kompass schlägt deshalb im Gelände um einen Krater alle paar Meter unterschiedlich aus. Mit einem Kernspin-Magnetometer maßen die SchülerInnen im Abstand von drei Metern die Magnetfelder. Daraus soll eine Magnetfeldkarte entstehen, die zum nächsten „Jugend forscht“-Wettbewerb eingereicht wird.

Gelungen ist mit Sicherheit auch ein weiteres Experiment, sagen LehrerInnen und SchülerInnen einstimmig: Die Integration der russischen SchülerInnen. Schließlich ging es bei der Reise nicht nur um Forschung, sondern auch darum, den Erfinderclub Heureka mit der Gruppe JA zusammen zu führen. Die meisten der russischen Jugendlichen sind erst ein Jahr in Deutschland. „Viele russische Schüler sind in Naturwissenschaften sehr fit. Aber sie sind ständig in einem Konflikt mit sich selbst, weil sie ihr Wissen nicht ausdrücken können“, erkärt die Lehrerin Irene Baumann die Zusammenarbeit. Bei der gemeinsamen Tüftelei hätten viele schnell die Angst verloren und einfach losgeplappert. Über die kleinen Sprachschwierigkeiten können sie heute nur lachen. Etwa wie die Dokumentationsgruppe die Videobänder an einem Tag in kyrillischen Buchstaben beschriftete. Als die nächste Gruppe die Bänder sichten wollte, standen sie recht ratlos da.

Im nächsten Jahr will sich die Gruppe wieder aufmachen, dann vielleicht nach Russland zum Baikalsee.

Verena von Ondarza

Der Strombo-Liner und andere Experimente können ab kommendem Samstag auf der Hafa bestaunt werden. Infos über den Erfinderclub gibt es unter www.jufo.bremen.de/heureka