Schicksalswahl in Lichtenberg

Gesine Lötzsch, seit elf Jahren Landesparlamentarierin, soll den Sprung in den Bundestag schaffen – damit dies ihrer Partei, der PDS, ebenfalls gelingt

Für Gesine Lötzsch (41) könnte die Geschichte vom letzten Mohikaner wahr werden. Genauer gesagt von den zwei letzten Mohikanerinnen. Als sicher gilt, dass die promovierte Sprachwissenschaftlerin, seit elf Jahren Landesparlamentarierin, am 22. September den Wahlkreis Lichtenberg gewinnt. Über zehn Prozentpunkte Vorsprung hatte die PDS hier 1998 gegenüber der nächstplatzierten SPD, fast 26 Punkte lag sie bei der Berliner Wahl 2001 vorne. Offen ist hingegen, ob Lötzsch im Reichstag nicht allein mit Petra Pau aus dem ebenfalls sicheren Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf die PDS vertritt: Die scheitert derzeit an der Fünf-Prozent-Hürde, und ein drittes Direktmandat für den Hürdensprung ist nicht sicher.

Die Sozialdemokraten stellen ihr in Lichtenberg den Wessi Andreas Köhler entgegen, ihren stellvertretenden Kreisvorsitzenden. Der 48-Jährige wurde in Essen geboren und ist seit 1985 als Rechtswalt und später auch als Steuerberater in Berlin tätig. Von 1999 bis 2001 saß er für die SPD im Abgeordnetenhaus.

Für die CDU soll hier der in Baden-Württemberg geborene Georg Eickhoff (36) das Ergebnis der letztjährigen Berliner Wahl verbessern. Damals fuhr die Union hier ihr zweitschlechtestes Bezirksergebnis ein. Nicht umsonst platzierte die CDU in Lichtenberg ihren Wahlkampfauftakt mit Bundesparteichefin Angela Merkel. Eickhoff hatte im Februar den Sturz von Landeschef Eberhard Diepgen angestoßen und ist tonangebend in einer Gruppe reformfreudiger zugereister CDU-Mitglieder, der so genannten Hugenotten.

Unter den restlichen Bewerbern ist allein Grünen-Landesparlamentarierin Claudia Hämmerling (48) bekannt. Eine Besonderheit ist der 79-jährige Rudolf Focke, der einzige Berliner Direktkandidat der KPD. STA