Kein Stoff zum Verfilmen

Kurz bevor die Videoüberwachung vorgestellt wird, blamiert sich die Polizei mit einer Razzia

Da hätte vermutlich auch das beste Kameraobjektiv nichts genutzt: Nicht lange bevor Polizeipräsident Eckard Mordhorst zusammen mit Innensenator Kuno Böse (CDU) am vergangenen Donnerstag der Presse die Videoüberwachung des Bahnhofsvorplatzes erläuterte, wollten Mordhorsts Beamte ebendort Tatkraft und Entschlossenheit demonstrieren. Bei einer Drogen-Razzia kontrollierten Beamte der Bereitschaftspolizei 59 Personen im Bereich des Hauptbahnhofs.

Was sich auf den ersten Blick so machtvoll anhört, endete aber ziemlich kläglich: „Verstöße nach dem Betäubungsmittelgesetz wurden nicht festgestellt“, musste die Polizei in ihrer Pressemitteilung kleinlaut eingestehen. 18 Männer aus Schwarzafrika seien vorübergehend festgenommen worden. Bei ihrer Überprüfung habe die Polizei allerdings nur Verstöße gegen das Ausländergesetz und das Asylverfahrensgesetz festgestellt. Lediglich eine Person sei – aufgrund des Verdachts der Urkundenfälschung und des illegalen Aufenthalts – vorerst nicht wieder auf freien Fuß gesetzt worden, teilten die Beamten mit.

„Die Polizei Bremen wird auch in Zukunft in relevanten Bereichen konsequent einschreiten, um die Positionierung einer Drogenszene im Anfangsstadium zu unterbinden“, hieß es dagegen trotzig aus dem Präsidium. Innensenator Böse habe zum Zeitpunkt seiner Pressekonferenz von der Razzia am Bahnhof nichts gewusst, sagte sein Sprecher am Freitag auf Anfrage: „Gehen Sie mal davon aus, dass es schlicht und einfach Zufall war.“

Mindestens der Polizeipräsident müsse aber über eine solch große Razzia seiner Leute informiert gewesen sein, vermutet dagegen der innenpolitische Sprecher der Grünen in der Bürgerschaft, Matthias Güldner. Und in der bremischen Praxis sei es auch „nahezu ausgeschlossen“, dass der Innensenator davon nichts wisse. Trotzdem erwähnten die beiden Herren die erfolglose Aktion mit keinem Wort. Kein Wunder: Wer 60.000 Euro für eine Kamera am Bahnhofsvorplatz investiert, kann kaum eine Debatte darüber wollen, ob der Schwerpunkt der Drogenhändlerszene nicht vielleicht doch woanders in der Stadt zu finden ist. jox