Freude an Pflanzen

Kapitalerhöhung der Elsbett AG: Investition in Pflanzenölmotoren mit großen Chancen verbunden, aber auch mit Risiken. Der erste funktionsfähige Antrieb lief bereits Ende der Siebzigerjahre

Für Freunde von Pflanzenölmotoren ist der Name Elsbett so klangvoll, wie für Sportwagenfans der Name Porsche. Denn seit mehr als 20 Jahren steht Elsbett für ein Stückchen Unabhängigkeit von der Macht der Erdölstaaten und Energiekonzerne, ferner für klimaneutrale Mobilität und für neue Perspektiven der Landwirtschaft.

Schon in den späten 70er-Jahren präsentierte der bayerische Motorenbauer Ludwig Elsbett seinen ersten funktionsfähigen Pflanzenölmotor. Wohlgemerkt: für naturbelassenes Pflanzenöl, nicht für chemisch modifizierten Biodiesel. Der Motor wurde ständig weiterentwickelt, und so erhielt der Pionier zusammen mit seinen beiden Söhnen Günter und Klaus dafür in den folgenden Jahren zahlreiche Preise – unter anderem den Philip-Morris-Forschungspreis.

Jetzt können sich im Rahmen einer Kapitalerhöhung auch Investoren an der Firma beteiligen. Gut 110.000 Aktien werden bis zum 30. September zum Preis von jeweils 15 Euro ausgegeben, anschließend sind sie bis Ende November für 16 Euro erhältlich. Die Mindestmenge liegt bei 200 Euro, wobei das Unternehmen sich vorbehalten hat, Zeichnern von mindestens 1.000 Aktien die Papiere bevorzugt zuzuteilen. Mit dem Geld aus der Kapitalerhöhung möchte die Firma die Markteinführung „selbst montierbarer“ Umrüstsätze für Lkws finanzieren und sich damit erstmals einen breiten Markt erschließen. Der Durchbruch für den Pflanzenöl-Laster soll damit gelingen.

„Die technische Entwicklung ist grundsätzlich abgeschlossen“, sagt Vorstand Klaus Elsbett. Für Scania-Fahrzeuge komme der Umrüstsatz in diesem Jahr auf den Markt, im kommenden Jahr werde der Markteintritt für Volvo, DAF und Iveco folgen. Mit der Bezeichnung „selbst montierbar“ sei gemeint, dass die Technik auf gängige Werkstätten zugeschnitten sei. Die Umrüstsätze würden von der Firma Elsbett „vorkonfektioniert“.

Derzeit konzentriere sich die Umrüstung auf Motoren mit Pumpe-Düse-Direkteinspritzung. Doch „eine der großen Stoßrichtungen“ sei die Common-Rail-Technologie, von der Unternehmer Elsbett erwartet, dass sie „in zwei bis drei Jahren in allen Lkw-Motoren eingesetzt“ wird. Entsprechend werde man im nächsten Jahr auch für diese Technik einen Umrüstsatz auf den Markt bringen.

„Bis zu 100 Fahrzeuge“ hofft Elsbett in diesem Jahr mit seinem Pflanzenölmotor auf die Straße zu bringen, nachdem im vergangenen Jahr 15 Erprobungsfahrzeuge realisiert wurden. Anschließend soll die Umrüstung rapide vorangehen: 800 Fahrzeuge im kommenden Jahr, 2.500 im Jahr 2004. Ziel ist es, innerhalb von vier Jahren 20.000 Umrüstsätze für Lkws zu verkaufen, ferner auch Busse, Schiffsmotoren und stationäre Motoren auf Pflanzenöl umzustellen.

Bei Umrüstkosten von 4.000 Euro pro Fahrzeug und einer Ersparnis von 0,25 Euro je Liter Treibstoff werde sich die Umstellung bereits nach einem halben Jahr für den Fuhrunternehmer rechnen, sagt Elsbett. Allerdings werde beim Umrüsten konventioneller Motoren „nicht die Ideentiefe des Elsbett-Motors erreicht“. Der Umrüstsatz beruhe vielmehr auf dem Prinzip, mit möglichst wenig Aufwand einen konventionellen Motor pflanzenöltauglich zu machen. Der eigentliche Elsbett-Motor sei im Hinblick auf das Brennverfahren, die Bauweise der Kolben und das Kühlverfahren anders konstruiert. Man könne diesen daher nicht mit vertretbarem Aufwand durch einfaches Umrüsten erzeugen: „Der original Elsbett-Motor muss schon bei der Herstellung als solcher konstruiert werden.“

Die Aktie der Elsbett AG ist mit Risiken wie mit Chancen verbunden. Die Gesellschaft hat bisher keine Gewinne erwirtschaftet, prognostiziert aber bereits für 2004 schwarze Zahlen. Diese soll ein gewaltiges Umsatzwachstum bringen: von kaum 25.000 Euro im vergangenen Jahr auf 9 Millionen Euro 2004 und mehr als 25 Millionen Euro im Jahr 2005. In den meisten anderen Branchen wären solche Prognosen kaum als realistisch anzusehen. Vor dem Hintergrund durch höhere Steuersätze und Rohölnotierungen steigender Dieselpreise sowie einer wachsenden gesellschaftlichen Sympathie für erneuerbare Energien sind in diesem Fall jedoch tatsächlich erhebliche Wachstumsraten möglich.

Allerdings ist das Unternehmen vom Wohlwollen der Politik abhängig: Die derzeit gültige Befreiung des Biotreibstoffs von der Mineralölsteuer ist für die Technologie überlebenswichtig – zumindest so lange, wie die Verbrennung fossiler Energien nicht mit den durch Umweltzerstörung entstehenden Kosten belegt wird.

Ein weiteres Risiko der Technologie liegt in der Verfügbarkeit des Pflanzenöls. Denn wenn die Produktionsmengen nicht schnell genug steigen, können die Firmenpläne rasch Makulatur werden. Die Elsbett AG will dieses Risiko aber umgehen, indem sie eine eigene Pflanzenölversorgung aufbaut.

Für manchen Investoren mag es zudem negativ zu Buche schlagen, dass die Aktie nicht börsennotiert und ein Verkauf daher nur beschränkt möglich ist. Für langfristige Anleger, die nicht auf Kursgewinne, sondern auf Firmenerträge setzen, wird dieses Argument aber kaum relevant sein. BERNWARD JANZING

www.elsbett.com