Milde für Hassmusik

22 Monate auf Bewährung für Neonazikader Lars B. V-Männer maßgeblich verantwortlich für Hass-CDs

BERLIN taz ■ Der langjährige Berliner Neonazikader Lars Burmeister hat wieder einmal Glück gehabt. Am Montagabend verurteilte das Amtsgericht Berlin den 33-Jährigen für seine Beteiligung an der Erstellung und Verbreitung der rechtsextremen CD „Noten des Hasses“ des Neonaziband-Projekts „White Aryan Rebels“ überraschend zu einer 22-monatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung.

Mit der Anfang 2001 produzierten CD hatten Burmeister und seine mutmaßlichen Mittäter, ein V-Mann des brandenburgischen Verfassungsschutzes und ein V-Mann des Bundesamtes für Verfassungsschutz, unverhohlen zum Mord an Prominenten wie Michel Friedman aufgerufen. In Szenepublikationen brüsteten sich die Neonazis mit ihrem Erfolg: „Hass ist unser Antrieb, unsere Art zu leben und auch die Zukunft, die wir dem System predigen.“

Bei einem Neonazikonzert in Berlin war der Ex-Landesvorsitzende der verbotenen FAP am 21. Juli gemeinsam mit dem V-Mann Toni S. aus Guben festgenommen worden. Bei einer Haftprüfung am Montag räumte Burmeister nun seine Beteiligung an der CD im Sinne der Anklage ein, die ihm Herstellung und Verbreitung verfassungswidriger Propaganda vorwarf. Auf Antrag seines Verteidigers wurde aus dem Haftprüfungstermin ein regulärer Prozess.

Bei der Entscheidung für eine Bewährungsstrafe hielt der Amtsrichter dem 33-Jährigen zugute, dass er nicht die treibende Kraft gewesen sei. Hauptinitiatoren bei der Herstellung und Verbreitung der 3.000 „Noten des Hasses“ sollen nach Überzeugung des Gerichts die V-Männer Mirko H. aus Sachsen und Toni S. gewesen sein. Gegen beide wird ermittelt.

Die Tatsache, dass der Amtsrichter Lars Burmeister attestierte, er hätte mit seinem umfassenden Geständnis glaubhaft Einsicht und Reue gezeigt, stößt bei dessen Opfern hingegen auf Skepsis. Zum Beispiel bei Klaus L. (Name geändert). Der heute 35-Jährige wird täglich durch seine Narben am Kopf an den brutalen Überfall durch Burmeister und ein halbes Dutzend Gesinnungsgenossen im Mai 1992 erinnert.

Einer Strafverfolgung hatte sich der wegen Propagandadelikten vorbestrafte „Überzeugungstäter“ damals durch Flucht nach Norwegen entziehen können. Erst 1996 wurde er nach Deutschland ausgeliefert. Und machte nach seiner Haftentlassung weiter wie zuvor: als Kameradschaftsführer in Berlin und Produzent von Hassmusik.

HEIKE KLEFFNER