Peace, Love, Time

Besingt den Raum dazwischen: Der Gospel‘n‘Soul von Terry Callier lässt sich nicht mit Feeling verwechseln

Es gibt kaum einen schlimmeren Augenblick, als wenn singende Menschen ihre Augen schließen, um ihrem Vortrag mehr Tiefe und Spiritualität zu geben. Meistens tun sie es aus Angst vor dem eigenen Kitsch und davor, dass mitleidende Zuhörer in ihre Einsamkeit mitversinken wollen – Momente, in denen „Feeling“ mit „Soul“ verwechselt wird. Der Jazz-Musiker Ornette Coleman trifft darüber eine genaue Unterscheidung: „Feeling macht sich daran fest, ob etwas weh tut oder nicht. Soul dagegen ist etwas Integrales, gleichbleibend vollständig Gegenwärtiges.“

Wenn Terry Calliers seine Augen schließt, schaut niemand weg. Sein von Folk-Traditionen durchtränkter Gospel‘n‘Soul erzählt von ausgebeuteten Feldern, die im Wald Schutz suchen. Callier will nicht bedauert werden, er besingt den Raum, der sich zwischen den Koordinaten Love, Peace und Time findet: drei Worte, ohne die keiner seiner Albumstitel auskommt.

Mitte der 60er erklärten schwarze Funktionäre der Bürgerrechtsbewegung ihren weißen Sympathisanten, sie seien im Süden nicht länger erforderlich, und empfahlen ihnen, den Kampf gegen Rassismus in den weißen Ghettos fortzuführen. Zu dieser Zeit erschien das Debütalbum The New Folk Sound Of Terry Callier des damals 23-Jährigen. Callier war ein mäßiger Gitarrist, der spröde Tonfolgen griff und ihren leeren Klang mit seiner vollen Stimme einhüllte. Begleitet wurde er lediglich von zwei Bässen.

In den 70ern wich die karge Instrumentierung einem riesigen Begleitorchester. Nach einer Pause in den 80ern entdeckte ihn Anfang der 90er die englische Acid-Jazz-Szene wieder. Inzwischen hat Terry Callier drei neue und eigene Alben eingespielt, das letzte, Speak You Peace, wurde von dem 4 Hero-Musiker Marc Mac produziert. Donnerstagabend spielt der schwarze Folk-Sänger in der Fabrik. Mit einer kleinen Geste und einer großen Stimme wird Callier zeigen, wie man mit geschlossenen Augen nach draußen schauen kann. Nikola Duric

Donnerstag, 21 Uhr, Fabrik