■ Das taz.mag schrieb über Greenpeace
: „Treibhauseffekt“? Lächerlich!

betr.: „Wir lagen vor Mururoa“, taz.mag vom 7./8. 9. 02

In den nächsten Wochen erwarte ich im taz.mag gekürzte Texte der Werbebroschüren der „Deutschen Interessenvereinigung Biotechniologie“ (schön wäre: zur Eliminierung des Hungers in der Welt und Umweltschutz durch Gentechnik) und ihrer Dachorganisation; des „Verbandes der Chemischen Industrie“ (gerne: zur Harmlosigkeit von Dauergiften) sowie ungekürzte Presseerklärungen des Weißen Hauses und der Opec (dringend: zur Stabiltät des Klimas). Studien zur Nachhaltigkeit von Exxon/Esso, Shell, BP und Bayer, Syngenta, Monsanto sollten darüber hinaus in loser Folge und voller Länge auf Seite 3 im Brennpunkt erscheinen.

Ich hatte schon befürchtet, eure Abokampagne „Wir haben sie nicht alle“ sei nur Jux gewesen. Also: Befördert den Weltenretter Kröher zum Chefredakteur, denn er ist das inkorporierte Ideal der journalistischen Courage (à la David gegen Goliath): sich gegen eine halbe Million Verrückter (Greenpeace-Fördermitglieder in Deutschland) stemmend, enthüllt er alle Verschwörungen der Öko-Fuzzis im Handstreich. Deshalb: Schreibtischtäter statt Regenbogenkrieger! MARTIN SUNDERMANN, Bochum

Wolltet ihr nur mal sehen, ob’s noch lebendige taz-Leser gibt? Mag sein, dass es an Greenpeace & Co einiges auszusetzen gibt, aber mit einem solch polemisch-unqualifizierten Artikel kann man einen zur Kritik erzogenen taz-Leser wohl kaum überzeugen. Herr Kröher bedient sich gerade jener „Mittel der Medienkommunikation, die die Sensationspresse beherrscht“, die benutzt zu haben er McTaggart vorwirft. Ich hoffe, die taz wird künftig auch zu diesem Themenbereich den Herren Miersch, Maxeiner, Kröher & Co wieder kritische Positionen entgegenstellen. Herr Kriener, übernehmen Sie! BARBARA ISABELLA BAUER-HEUSLER, Marburg

Dies ist nun schon der zweite „Wie schreib ich’s schlecht“-Artikel zum Thema Umwelt, nach dem zum Thema Gentechnik. Ein Beispiel: Die Geschichte des Greenpeace-Gründers David McTaggart wird als eine Abfolge von Pech und Pannen, Größenwahn und Dilettantismus beschrieben. So was – dann war wohl Bush sen. der Greenpeace-Gründer oder Mitterrand.

Hätte der Autor des Manager Magazins, Herr Kröher, den Werdegang McTaggarts als Firmengründer zu beschreiben, würden ihm dessen Eigenschaften zum Manager des Jahrzehntes gereichen: Eine Vision haben. Begeisterungsfähigkeit. Global und just in time agieren können. Einsetzen von Sympathieträgern (Robben). Medienkompetent. Trends erkennen. Aus Fehlern lernen, weitermachen, keine Gefahren scheuen. Eine Firmenidentität stiften: Es war der Kampf David gegen Goliath, keine Legende. Ein Artikel über die Unübersichtlichkeit der Umweltbewegungen und -interessen, gerne. Hier jedoch war ich nach dem Lesen so schlau wie zuvor, es war gestohlene Zeit. PETER REMMEL, Stuttgart

Recht habt ihr. Greenpeace? Brauchen wir nicht! Seit Jahrzehnten regen die mich mit ihrer Klimalüge auf. CO2-Emissionen sollen nach deren Meinung den „Teibhauseffekt“ hervorrufen. Lächerlich! Die technisch ausgereiften Atomkraftwerke seien gefährlich? Hanebüchener Unsinn! Und in letzter Zeit wehrt sich Greenpeace auch noch vehement gegen die flächendeckende, heilbringende Gentechnik. Weg mit der Gemeinnützigkeit dieser „Regenbogenkrieger“! Mit Stoiber wird sowieso alles viel besser.

DIRK TENTLER, Aachen

Dass Greenpeace bei der „Brent Spar“-Kampagne ein Fehler unterlaufen ist, wurde schon oft berichtet. Dieser Messfehler ist erst nach der Entscheidung von Shell, die „Brent Spar“ nicht zu versenken, bekannt geworden. Er hatte also keinen Einfluss auf die Geschehnisse. Greenpeace hat zum größten Teil während der Kampagne mit Zahlen von Shell selbst gearbeitet. Die Öffentlichkeit hat viel mehr gestört, dass sie ihren Müll trennen soll, während ein großer Ölkonzern seinen Schrott einfach im Meer versenkt.

Und dass Shell sich bis heute nicht für die Ermordung von Ken Saro-Wiwa entschuldigt hat, verschweigt Kröher einfach. Saro-Wiwa wäre heute noch am Leben, hätte Shell dies wirklich gewollt.

Die Behauptung, Greenpeace verwalte nur den Rückschritt, ist absurd. Nehmen wir den VW Lupo. 1997 hat Greenpeace mit dem „Twingo-Smile“ ein modifiziertes Serienfahrzeug mit einem neuen Motor präsentiert, das mit einer Tankfüllung unter Aufsicht des TÜV von Hamburg bis nach Rom gefahren ist. Das hat der Lupo bislang nicht unter Beweis gestellt. Greenpeace hat so gezeigt, dass der Verbrauch aller Serienfahrzeuge um mehr als 40 Prozent gesenkt werden kann. Die meisten von der Autoindustrie angepriesenen Sparautos haben einen Dieselantrieb ohne Rußpartikelfilter. Damit leistet sie Beihilfe zur fahrlässigen Körperverletzung, da die Rußpartikel krebserregend sind.

Und dass Greenpeace gelegentlich auch den Dialog mit der Industrie führt, ist wohl keine Schande. Aber in Umweltschutzkreisen ist man es ja gewohnt, dass erfolgreiche Umweltorganisationen ab und zu mal „niedergeschrieben“ werden müssen.

J. REINHARTZ, Frankfurt am Main

Interessen leiten Erkenntnisse (oder was sich als solche ausgibt). Insofern ist es erklärlich, wenn Michael O. R. Kröher als Redakteur von Manager Magazin David McTaggart als schlechten Manager darstellt, um davon abzuleiten, dass Greenpeace insgesamt schlecht gemanagt sei, dass überhaupt die Umweltschutzorganisationen eine naive und korrupte Clique seien und ihre Propheten Weltuntergangsapokalyptiker, deren Vorhersagen wir getrost vergessen dürften, da sie ja nicht eingetroffen seien.

Aber: Welches Interesse leitet die taz mit dem Abdruck dieses Artikels? Natürlich ist es gut, möglichst vielseitig informiert zu sein. Wenn eine Zeitung aus einer anderen kommentarlos etwas abdruckt, ist aber anzunehmen, dass sie sich damit, jedenfalls in der Tendenz, identifiziert. GERHARD NIEDERSTUCKE, Berlin

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