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Verbraucher haben ein Recht zu sehen, wo ihr Strom herkommt und was er wirklich kostet. Konzerne hadern

BERLIN taz ■ Die Herkunftskennzeichnung von Strom kommt. Damit haben sich nun auch die Energiekonzerne abgefunden. Jetzt geht es ihnen darum, die Kriterien nach ihren Wünschen zu gestalten – also möglichst vage. Das zeigten sie gestern auf einer Tagung in Berlin, zu der das Öko-Institut, der WWF und der Verbraucherzentrale Bundesverband geladen hatten.

Eine Zertifizierung aller Verträge und Handelsgeschäfte sei schlicht „unbezahlbar“, so Till Böhmer vom Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW). Der Strom werde vor dem Verbrauch im Schnitt viermal verkauft. „Die Kosten sind im Vergleich zu den Strompreisen vernachlässigbar“, meint dagegen Christof Timpe vom Öko-Institut. Erfahrungen in den USA hätten ergeben, dass die Kosten bei rund einem Cent pro 1.000 Kilowattstunden lägen. Selbst wenn man vorsichtshalber das Zehnfache kalkuliere, bedeute dies für eine Durchschnittsfamilie Kosten von 35 Cent im Jahr.

„Das wird sicherlich einer längeren Diskussion mit der Stromwirtschaft bedürfen“, prognostiziert Staatssekretär Alexander Müller aus dem Verbraucherministerium. Doch er verweist darauf, dass die Verbraucher letztlich sogar Geld sparen könnten, wenn durch eine größere Transparenz auch der wahre Strompreis eines Anbieters erkennbar würde. Heute würden viele Versorger die Gesamtkosten durch eine Aufteilung in Arbeitspreis, Grundpreis, Zählergebühren und Ähnliches verschleiern.

Das Öko-Institut berücksichtigt diese Kritik und sieht in seinem Vorschlag für eine Stromkennzeichnung neben den Umweltbelastungen durch Treibhausgase und Atommüll und dem Strommix auch die monatlichen Stromkosten für typische Verbräuche als Angabe vor. Diese Daten sollen bereits in der Werbung angegeben werden, wie auch die Entwürfe für eine EU-Verordnung vorsehen. Doch dagegen sperrt sich der VDEW: Eine Auflistung in der Rechnung genüge. Klar: Dann ist es schließlich zu spät zum Wechseln. SPI

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