Rosi Rolands Bremer Klatschgeschichten
: Frau oder doch nicht oder gar niemanden?

Wer wird sich alles bewerben, wenn der erste Mann des Bundeslandes Bremen – das ist nach der Kleiderordnung der Parlamentspräsident Christian Weber – einen persönlichen Referenten sucht? Immerhin gibt es für den ehrenvollen Job ein BAT 1-Gehalt.

„Umfassende und mehrjährige journalistische Berufserfahrung“ ist in der Stellenanzeige gefordert und „gute Kenntnis von Institutionen und Politik im Lande Bremen“. Dazu „gute Kontakte zu den in und über Bremen berichtenden Medien“. Studiert haben muss ein Bewerber nicht, Examina sind nicht vorausgesetzt. Das bedeutet: Ein Journalist mit Bremer Stallgeruch wird gesucht. Schon wer bisher nur in Delmenhorst gearbeitet hat, disqualifiziert sich damit. Nur in Bremen kennt man sich.

Der Präsident unserer kleinen Stadt will also einen, den er kennt. Dass die Anzeige in der taz nicht geschaltet wurde, macht deutlich: Liebe taz-Kollegen, ihr seid nicht gemeint.

Gerücht Nummer 1, dass der Weser Kurier Kollege Wigbert Gerling gemeint ist, ist unendlich oft dementiert worden und also keiner Rede mehr wert. Merkwürdig ist dabei Folgendes: In der Stellenanzeige steht – das ist üblich – „Frauen bei gleicher Qualifikation“ seien „vorrangig zu berücksichtigen“. Der Satz ist nur in viel sagendem Passiv gehalten: „Ich suche vorrangig noch eine Frau“ sagt der Präsident, der schon eine weibliche Pressestellerin hat, nicht. Und dann kommt ein Nachsatz, der es in sich hat: Die Gleichstellung gilt nur, „ ... sofern nicht in der Person eines Mitbewerbers liegende Gründe überwiegen“.

Es könnte, haben sich die Texter dieser Stellenanzeige gedacht, einen Bewerber männlicher Art geben, der zwar nicht durch seine Qualifikation hervorsticht, aber durch „in der Person liegende Gründe“ dem Präsidenten lieber ist. Etwa der Sohn eines alten Bekannten? Ein Wohngemeinschafts-Mitbewohner des Bürgermeisters? So deutlich wurde der Filz-Aspekt bisher in öffentlichen Stellenausschreibungen nicht formuliert.

Nun gibt es aber das Gerücht Nummer 2: Die merkwürdige Stellenausschreibung ist gar nicht ernst gemeint. Es gehe um einen Loyalitäts-Test der anderen Pressesprecher des Bremer Senats. Der neue Job liegt deutlich über ihrem Gehaltsniveau. Und die Arbeit, die geleistet werden soll, würde niemand vermissen – man könnte sie genausogut also auch lassen.

Dass die Ausschreibung nicht ernst gemeint sein kann, ergibt sich auch aus einem anderen Sachverhalt: Sagen wir, der Präsident sucht sich einen persönlichen Referenten aus und der fängt am 1.1.2003 an. Dann beginnt der Wahlkampf, und er muss sich zurückhalten. Und dann wird ein neuer Parlamentspräsident gewählt –der wird den „persönlichen Referenten“ seines Vorgängers nicht unbedingt vertrauenswürdig finden. Dass ein Politiker ein halbes Jahr vor dem möglichen Auscheiden einen „persönlichen Referenten“ einstellt, ist kaum vorstellbar. Jedenfalls für Ihre steuerzahlende

Rosi Roland