Biographische Kompetenz

Vural Öger: Otto Schily prägte meinen Lebensweg

Wenn er auch bisher kein Parteibuch hatte, so hat Vural Öger doch nie einen Hehl aus seiner Verbundenheit mit der SPD gemacht. Schon in den 60er Jahren lernte er den heutigen SPD-Innenminister Otto Schily kennen. Der damalige Rechtsanwalt erwirkte die Verurteilung eines Polizisten, der Öger am Rande einer Demonstration schwer misshandelt hatte. Öger sagt über Schily, dass dieser „entschieden meinen Lebensweg mitprägte“. 1998 konnte Öger den SPD-Funktionsträger als Gründungsmitglied der „Deutsch-Türkischen Stiftung“ gewinnen.

Seit dem Regierungswechsel 1998 äußerte sich Öger immer häufiger zu Fragen der Migrationspolitik – und bezog dabei durchaus parteipolitisch Position. Der früheren CDU-Bundesregierung wirft er vor, das Thema Integration über die Jahrzehnte schlicht ignoriert zu haben. Erst die rot-grüne Regierung habe es mit der Änderung des Staatsbürgerschaftsrechtes auf die Tagesordnung gesetzt.

Seine Kompetenz in Fragen der Migration bezieht Öger aus seiner eigenen Lebensgeschichte. 1960 war er als Student nach Deutschland gekommen – Jahre, bevor mehrere tausend Türken als Gastarbeiter angeworben wurden. Er hat somit nicht nur seine eigene Integration als gesellschaftlich privilegierter Student erlebt, sondern auch die Schwierigkeiten, die nachkommende TürkInnen in der deutschen Gesellschaft hatten.

1969 erfuhr er zufällig, dass es keine direkten Flugverbindungen für die Gastarbeiter von Hamburg in die Türkei gab, und gründete spontan sein Reiseunternehmen Öger-Tours. Öger ist mit einer Deutschen verheiratet und hat ebenfalls einen deutschen Pass. Elke Spanner