MOBILCOM MUSS DAS UMTS-ABENTEUER BEENDEN
: Zu groß das Netz, zu klein die Firma

Wenn die Bundesregierung einem Unternehmen Geld gibt, damit es überlebt, muss sie ihm auch sagen, wo es langgeht. Im Falle des schleswig-holsteinischen Mobilfunk-Unternehmens Mobilcom scheint genau das nicht zu passieren. Obwohl die Firma ihren Beinahebankrott nicht zuletzt durch die teuren Investitionen in die neue UMTS-Handy-Technologie herbeigewirtschaftet hat, will Mobilcom-Gründer Gerhard Schmid weitere Millionen für dieses Abenteurer ausgeben. Die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) wäre gut beraten, ihn daran zu hindern.

Nach dem Ausstieg der France Télécom und der nun fälligen Sanierung wird von Mobilcom wenig mehr übrig bleiben als ein mittelständisches Unternehmen. Dieses dürfte schon kaum in der Lage sein, die gewaltigen Mittel aufzubringen, die der Aufbau eines eigenen bundesweiten UMTS-Handynetzes erfordert. In den Sternen steht zudem, ob France Télécom die bis zu 10 Milliarden Euro zahlt. Bundesregierung und Mobilcom meinen, die Ansprüche juristisch durchsetzen zu können. Wenn aber die Gerichte entscheiden, können Jahre ins Land gehen. Das alles bedeutet, dass ein zu kleines Unternehmen alleine einer zu großen Aufgabe gegenübersteht – und lieber die Finger von der Sache lassen sollte.

Nicht zuletzt erscheint die Zukunft der UMTS-Technologie selbst zweifelhaft. Wann sie kommt, weiß niemand genau; wegen technischer Schwierigkeiten wurde der Startschuss schon mehrmals nach hinten verschoben. Deswegen hat sich bereits das Unternehmen Quam, ein Mitbewerber von Mobilcom, aus der UMTS-Technologie verabschiedet, bei der allein die Lizenz zum Senden schon 8,5 Milliarden Euro kostete.

Diese Aspekte sollte die KfW berücksichtigen und entsprechende Bedingungen stellen – wie das jede Privatbank macht. Sonst kann sie ihr Geld gleich als Verlust abschreiben – wie auch France Télécom in Sachen Mobilcom verfahren wird, wenn die allerhöchsten Telefongespräche zwischen Berlin und Paris nichts bringen. Das aber wäre ein höchst verantwortungsloser Umgang mit Geldern, die die Kreditanstalt bei anderen Unternehmen besser anlegen könnte. HANNES KOCH