unterm strich
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Was braucht es für ein richtiges Filmfestival? Stars? Gute Filme? Eine versierte Festivalleitung? Oder reicht ein Strand? Cannes hat einen, Venedig sowieso, Locarno liegt immerhin am Nordufer des Lago Maggiore. Und San Sebastián hat eine wunderbare muschelförmige Bucht, die geradezu nach einem Festival ruft. So wurden in der baskischen Stadt die Internationalen Filmfestspiele ins Leben gerufen, in tiefer, dunkler Franco-Zeit und mit touristischem Hintergedanken: Wenn man in der zweiten Septemberhälfte ins Kino gehen kann, verlängert sich für Hoteliers und Gastwirte die Saison. Heute nun werden die Festspiele – inzwischen die wichtigsten in Spanien – zum 50. Mal eröffnet. An Stars wird es nicht fehlen. Der US-Regisseur Francis Ford Coppola („Der Pate“, „Apocalypse Now“) wird mit einem Sonderpreis und einer umfassenden Werkschau geehrt, Volker Schlöndorff mit einer Retrospektive. Wim Wenders leitet die Jury, die über die Vergabe der „Goldenen Muschel“ für den besten Film entscheidet.

Darum konkurrieren in diesem Jahr 18 Filme, viele davon stammen aus spanischer oder lateinamerikanischer Produktion. So ist Carlos Carreras Film „Das Verbrechen des Padre Amaro“ vertreten, der in Mexiko heftige Kontroversen auslöste. Der Film, der unter anderem von den amourösen Fehltritten einiger Kirchenmänner erzählt, sei ein Sakrileg, erklärten die Sprecher konservativer katholischer Organisationen in Mexiko. Darüber hinaus nimmt am Wettbewerb unter anderem Paul Schrader mit „Auto Focus“ teil, des Weiteren der chinesische Regisseur Chen Kaige mit „Zusammen“ und der Iraner Farhad Mehranfar mit „Winterlied“. Aus Deutschland kommt „Pigs Will Fly“ von Eoin Moore.