Wowis Homoehe

Endspurt des SPD-Wahlkampfes vor nur wenigen Besuchern mit Berlins Bürgermeister Wowereit und Niedersachsens Landeschef Gabriel

von PETER AHRENS

Vor der Bühne sitzen die alten verdienten Genossen, die Prinz-Heinrich-Mütze auf dem Kopf, und auf der Bühne erzählt einer etwas von der Homoehe. Klaus Wowereit, der Regierende Bürgermeister von Berlin und bekennender Schwuler, ist in der Stadt und soll zum Wahlkampfabschluss der Hamburger SPD auf dem nur mäßig besuchten Alsteranleger die letzten Wählerstimmen mobilisieren. Gemeinsam mit Niedersachsens Länderchef Sigmar Gabriel stimmt er am gestrigen Abend die sozialdemokratische Basis auf den Endspurt ein. Der Ton ist am Ende des Wahlkampfes aggressiver geworden, und für diese Tonart ist Wowereit der richtige Mann.

Hamburgs Parteichef Olaf Scholz hatte zuvor schon seiner Parteibasis versprochen, dass „wir alle sechs Wahlkreise gewinnen werden“. Dann war Wowereit mit der Abteilung Attacke an der Reihe: „Helmut Kohl hat dafür gesorgt, dass eine Käseglocke über uns liegt und wir nicht mehr atmen konnten“, bilanziert der Berliner Regierende die Vor-Schröder-Zeit, und der Kanzlerkandidat der Union habe im Sinn, Deutschland „wieder in diese Ära zurückzuführen“.

Diese Ära, das ist auch die Zeit vor dem rot-grünen Lebenspartnerschaftsgesetz, dem Wowereit aus verständlichen Gründen viel Platz einräumt. „Es gibt Pärchen, die jahrzehntelang darauf gewartet haben, dass mehr Normalität eintritt“, kommentiert er die Homo-Ehe und übt scharfe Kritik daran, dass vor allem Gemeinden in Bayern immer noch versuchen, die Umsetzung des Gesetzes zu behindern. Und Bayern, das sei ja schließlich die Heimat des Kandidaten. Und in Richtung seines Hamburger Amtskollegen kommentierte er: „Ein schwuler Bürgermeister allein gewährleistet noch keine liberale Politik in diesem Land.“ Da ist natürlich der Applaus stark, es gibt ein großes Hallo im Publikum. Und da klatschen denn auch die alten Genossen.