Happy Birthday Schauburg

Die Schauburg war Bremens erstes Tonfilm-Kino. Als Viertelkino besteht sie auch schon 20 Jahre, doch die Zukunft wird ihr nicht leicht gemacht: Im „Spacepark“ warten elf neue Kinosäle

Wo heute ein Supermarkt ist, war damals ein prunkvolles FoyerGeschichtsetappen: Pornokino, Kulturverein, Angriff der Multiplexe

Eigentlich ist sie ja schon viel älter, und größer war sie einst auch: Die Schauburg wurde schon 1929 gebaut, war das erste für Tonfilme eingerichtete Kino der Stadt und hatte 1.000 Sitzplätze. Die heutige Schauburg ist mit ihren knapp 400 Sesseln gerade mal der Balkon des einstigen Galakinos.

Wo heute ein Supermarkt ist, waren damals ein prunkvolles Foyer sowie die Rang- und Parkettplätze. Im Krieg zerstört, wurde die Schauburg zwar wieder aufgebaut, aber es ging lange bergab mit ihr – und in den 80-er Jahren war sie schließlich ein schmuddeliges Pornokino. 1982 wurde dann der „Kulturverein Schauburg“ gegründet, und vom 3. September an gab es die Schauburg, so wie wir sie heute kennen.

Nicht so ganz, zugegeben, denn der Verein wollte ein Programmkino und einen Konzertsaal mit einem möglichst weit gefächerten Programm bieten. Dies konnte er sich aber nicht lange leisten, und die rein idealistische Phase endete dann auch bald, nachdem der Betriebswirtschaftsstudent Manfred Brocki, der damals ehrenamtlich an der Kinokasse arbeitete, als Berater zu den Vereinssitzungen ins Büro hochgeholt wurde. Er gründete zusammen mit Holger Mertins die „Schauburg Kino GmbH“, und nachdem Mertins den Musikclub „Moments“ eröffnete, wohin die Konzerte sowie anders Live-Auftritte „ausgelagert“ wurden, begann Brocki die Schauburg geschäftlich geschickt als Kinobetreiber zu leiten.

Stammgäste mögen manchmal den Programmkinozeiten nachtrauern und über Hollywoodmassenprodukte in „ihrem“ Kino die Nase rümpfen, aber immerhin hat die Schauburg erst das große Kinosterben der 80-er Jahre und dann auch den Angriff der Multiplexe gut überstanden. Anfang der 90-er Jahre wurde bei der Schauburg ein zweiter Saal mit knapp hundert Sitzplätzen eingebaut. Spätestens jetzt war das Kino auch für die großen Verleiher interessant, und Brocki, der davor oft um Filmkopien betteln mussten, hatte ihnen gegenüber eine immer stärkere Position.

Just als das CinemaxX am Breitenweg aufmachte, versuchte seine „Schauburg GmbH“ mit dem „Europa“ das schönste Kino der Stadt zu retten und ging leider damit schlimm baden. Seit drei Jahren betreibt Brocki nun auch das Atlantis, die Gondel und das Filmstudio, sodass (mit Ausnahme des Cinema) alle gewerblichen „Filmkunstheater“ der Stadt unter einer Leitung geführt werden.

Dass dies nicht einfach ist, erklärte Brocki auf der Pressekonferenz anlässlich des „Jubiläumsprogramm“ der Schauburg. So musste er zum März nächsten Jahres den Mietvertrag für das Filmstudio kündigen, weil dort die Zuschauerzahlen nicht so gut sind wie in seinen anderen Kinos.

Nebenbei erfuhr man auch, dass die im Space Park geplanten elf Kinosäle schon gebaut sind und auch ohne einen Mieter aus dem Metier (keine Kinokette würde jetzt solch ein sicheres Pleiteprojekt anrühren) unbedingt (das heißt mit Senatsgeldern) betrieben werden sollen.

Auch dies macht das Geschäft für Brocki nicht leichter, zudem auch in der Kinobranche die Werbeeinnahmen in letzter Zeit um 40 Prozent weggebrochen sind.

Trotzdem wird die Schauburg derzeit für 200.000 Euro restauriert. Der Umbau des Cafés (mit einem verglasten Balkon über der Straße) wird hoffentlich bis zum Beginn der Feierlichkeiten fertig, der große Kinosaal soll dann später neu eingerichtet und bestuhlt werden. Gefeiert wird einen ganzen Monat lang vom 27. September bis zum 27. Oktober mit Premieren, Previews, Filmnächten, Klassikern, Kultfilmen und Konzerten. Auf die einzelnen Termine wird in der taz hingewiesen.

Manfred Brocki hat gerade den Mietvertrag für die Schauburg für zehn Jahre verlängert und sowohl „Harry Potter II“ als auch „Herr der Ringe II“ garantieren zum Jahresschluss eine volle Kinokasse. Man muss sie sich ja nicht ansehen, aber dank solch einer Mischkalkulation wird es wohl noch lange möglich sein, in der Schauburg auch die neuen Filme von Almodóvar, Jarmusch, Lynch und Scorsese auf einer großen Leinwand und mit bestem Sound zu geniessen.

Wilfried Hippen