Meisterkür in Berlins Küchen

Die Marketinggesellschaft Partner für Berlin und der hiesige Hotel- und Gaststättenverband präsentieren die „Berliner Meisterköche 2002“. Die Preisträger werden ein Galadiner zubereiten

von TILMAN VON ROHDEN

Jeder findet seinen Meister. Fast jeder möchte man einwenden, denn manche dürfen mit Fug und Recht von sich behaupten, sie seien selbst einer. Dieser Status ist dann kaum noch zu toppen, es sei denn ein Meister findet seinen Obermeister, der dann theoretisch wiederum … Wie man es auch dreht und wendet, Berlin hat jedenfalls sechs neue Meister hinzugewonnen. Oder besser gesagt, eine Meisterin und fünf Meister.

Viel Konfusion, beginnen wir von vorne. Jeder findet seinen Meister. Fast jeder, möchte man einwenden, denn Berlin hat gleich sechs davon. Gemeinsam ist ihnen, dass sie ihren Titel allesamt erkochten. Und zwar im Wettbewerb „Berliner Meisterköche 2002“, der in diesem Jahr zum sechsten Mal ausgetragen wurde und unter der Ägide der Marketinggesellschaft Partner für Berlin und des ansässigen Hotel- und Gaststättenverbandes stand.

Der „Koch des Jahrs 2002“, sozusagen der Obermeister, heißt dieses Mal Michael Hoffmann vom Restaurant „Margaux“. Der 35-Jährige gehörte schon im letzten Jahr zum Kreis der Erlauchten, obwohl er erst 2000 in Berlin Einzug hielt, nachdem er vorher in Süddeutschland, in der Schweiz, München, Hamburg und Bremen seine Profession ausübte. Ein weiterer Meister ist Ralf Zacherl von der „Wein-Bar Rutz“. Im Vorjahr wurde er als „Aufsteiger des Jahres“ im Rahmen des Wettbewerbs gewürdigt.

Die anderen vier Meister stehen erstmalig auf dem Podest: René Conrad, der in der Küche des Facil das Sagen hat, Jens Heier vom Vox im Grand Hyatt, Thomas Kellermann vom Portalis, Carmen Krüger von Carmen’s Restaurant in Eichwalde. Holger Zurbrüggen, der sechste Meisterkoch in dieser Nennung und zugleich Aufsteiger des Jahres, kocht im Restaurant Louis im Hotel Steigenberger.

Dass die diesjährige Jury gleich vier Neulinge präsentiert, liegt an den veränderten Modalitäten des Wettbewerbs. Denn die Juroren hatten entschieden, dass alle Köche, die mindestens zweimal Meisterkoch waren, nicht mehr für den Wettbewerb nominiert werden. „Dieses Kriterium führt dazu, dass wir in diesem Jahr viele neue, junge Köche ehren“, kommentiert Dieter Großklaus, Vorsitzender der Jury und Präsident der Berlin-Brandenburger Feinschmeckergilde „Chaîne des Rôtisseurs“.

Aufsteiger Zurbrüggen begrüßt den neuen Modus, denn so würden die jungen Köche erfahren, „dass die alten Hasen in unserem Geschäft längst nicht mehr unangreifbar sind.“ Sie hätten auch dafür gesorgt, dass sich in den letzten sechs bis sieben Jahren viel getan habe. „Berlin hat mittlerweile eine gute und kreative Küche“, sagt Zurbrüggen. Die Kehrseite sei, dass es ein Überangebot an Gourmet gebe. „Viele tolle Restaurants mussten in der Vergangenheit schließen, weil der Markt zu klein für viele Spitzenküchen ist.“ Berlin habe viele kreative Köche verloren, weil sie in andere Städte oder ins Ausland hätten ausweichen müssen.

Damit meint er wohl kaum Carmen Krüger, die im brandenburgischen Eichwalde den Gaumen verwöhnt, denn ihre Gäste kommen zum erheblichen Teil aus Berlin angereist. Meisterin Krüger war in diesem Jahr schon zum dritten Mal nominiert, geklappt hat es aber erst jetzt. Sie freue sich sehr, sagt sie, habe aber zugleich „gemischte Gefühle“, weil sie sich frage, ob sie für die „Erfüllung der Frauenquote“ herhalten müsse. Denn: „Ich sehe Unterschiede zu den anderen Meistern. Da bin ich realistisch.“ Wie dem auch sei, sie ist die erste Meisterköchin überhaupt. Und wenn sie die anderen fünf als Obermeister begreift, möchte man Zurbrüggen zur Hilfe rufen: „Das Wichtigste am Wettbewerb ist die Motivation und der Ansporn, noch besser zu werden. Der Titel ist eine Ehre – mehr nicht.“

Die Ehre geben sich die glorreichen sechs gemeinsam am 27. Oktober, wenn die Preisträger wie in jedem Jahr ein Galadiner zusammenkochen. Rund 250 Gäste, überwiegend aus dem Kreis der Partner für Berlin, sind geladen, die Künste der Köche zu goutieren. Jeder Meister übernimmt die Gestaltung eines Menügangs. Obermeister Hoffmann serviert „Boeuf à la Mode“ und später Himbeergelee. Carmen Krüger exzelliert mit einer „Märkischen Ofenterrine vom Perlhuhn“ und Nusskuchen.

Ob es allen schmeckt, weiß niemand. Nur so viel ist gewiss: Der Gaumen rühmt keine Meister, erst recht keine Ober- oder Kleinmeister. Sie kennt nur verschiedene Grade des Geschmacks.