Mathias mit einem „t“

Der neue FPÖ-Chef Mathias Reichhold hat gesagt: „Für mich ist es eine Ehre, Haiders Platzhalter zu sein.“ Jetzt fleht er: „Glaubt nicht, dass ich eine Marionette bin“

„Ich schreibe Mathias mit einem „t“, außer der Jörg verlangt es mit zweien“

Mathias Reichhold hatte vergangenen Februar einen viel gelobten Einstieg in die Regierung. Als Nachfolger von Monika Forstinger im Infrastrukturministerium gute Figur zu machen, war nicht schwer. Nach der „Chaosministerin“, die enorme Summen für externe Beratung und Imagekampagnen verbraten hatte, ohne in ihrem Ressort etwas weiterzubringen, wirkte der 45-jährige Biobauer wie ein Strahlemann. Es wurde ihm schon hoch angerechnet, dass er nicht gleich in alle Fettnäpfchen trat. Seine Bilanz im Monsterressort, dem neben Verkehr und Telekommuniaktion auch Wissenschaft und Forschung zugeordnet sind, ist allerdings bescheiden. Gewerkschafter nennen ihn den „Murksminister“. Die versprochene Stauvermeidung im Sommer war ein Flop, wie die vitalen Verkehrsverbindungen nach Osten aussehen werden, ist noch immer unklar. Auf dem Gebiet der Technologie zeigte er, was er unter freiheitlicher Handschrift versteht. Durch die Verlagerung auf die Ebene der Bundesländer werden Forschungsprojekte provinzialisiert. Erfolgreichen Wissenschaftlern wurden abgehalfterte FPÖ-Leute vor die Nase gesetzt.

Der gelernte Lehrer galt immer schon als Mann Jörg Haiders. „Ich schreibe Mathias mit einem T, außer der Jörg verlangt es mit zweien“, soll er einst gesagt haben. „Für mich ist es eine Ehre, für Jörg Haider Platzhalter zu sein“, ist ein weiterer Spruch, der ihm den Ruf des bedingungslosen Vasallen eingetragen hat. Reichhold war immer zur Stelle, wenn der Chef ihn brauchte: als Landeshauptmann-Stellvertreter in Kärnten, als Generalsekretär, als stellvertretender Fraktionschef im Parlament, als EU-Abgeordneter. In Straßburg musste er einst 7.000 Euro an Sitzungsgeldern und Diäten zurückzahlen, weil er so oft schwänzte. Auch in den andern Posten blieb er nur flüchtig und verschwand, ohne Spuren zu hinterlassen. Jetzt versucht er sich aus dem Schatten des Übervaters zu lösen. „Glaubt nicht, dass ich eine Marionette bin, glaubt nicht, dass ich ein Statthalter bin. Glaubt nicht, dass ich mich jemandem verpflichtet fühle“, versicherte er den Parteitagsdelegierten vor seiner Wahl zum neuen Obmann.

Reichhold macht den Job, den keiner übernehmen wollte: die abgewirtschaftete Partei in eine sichere Wahlniederlage zu führen. Noch vor zwei Wochen war er kurz nach Vizekanzlerin Riess-Passer und Finanzminister Grasser zurückgetreten. Er wolle sich nun endgültig auf seinen Hühnerhof im kärntnerischen St. Veit zurückziehen. Wenige Tage später holte ihn Haider, der den Job nicht selber machen wollte, in die Politik zurück. Die hohe Zustimmung zum neuen Obmann wunderte Jörg Haider nicht: „Die Leute wissen, dass ich ihn vorgeschlagen habe.“

RALF LEONHARD