Kids wählen rot-grün

Bei den Junior-Bundestagswahlen votieren deutsche SchülerInnen überraschend klar für Schröder und Fischer. Onlinewahl an 240 Schulen

BERLIN taz ■ Die deutschen Jugendlichen hätten ihr Parlament anders zusammengestellt als ihre Alten. Bei den ersten Quasi-Wahlen für 70.000 SchülerInnen hat die rot-grüne Koalition haushoch gewonnen. 43 Prozent SPD und 14 Prozent für die Grünen. Die Jugendlichen wählten online an 240 Schulen in der ganzen Republik, ihre Stimmen werden aber nicht gewertet.

Wenn es das Kinderwahlrecht schon gäbe, wäre es bitter geworden für das bürgerliche Lager. Die Union steht bei den 13- bis 19-jährigen SchülerInnen, die an der Juniorwahl teilnahmen, nur mit 20 Prozent im Kurs. Die FDP bekommt 8,4 Prozent, die PDS erreichte 5,2 Prozent.

Das Ergebnis der Juniorwahlen, die der Berliner Kulturverein Kumulus zusammen mit der Bundeszentrale für Politische Bildung veranstaltet, ist eine Überraschung. Anders als bei vielen Umfragen, in denen um die 15 Prozent der Jugendlichen Sympathien für rechte oder eher rechte Meinungen bekunden, sind die rechten Parteien bei der Juniorwahl marginalsiert: Die NPD erhielt 3 Prozent.

Unerwartet war auch das Ergebnis der Grünen: Während zuletzt etwa die Shell-Jugendstudie einen „schon fast dramatischen“ Schwund von grünen Wahlpräferenzen erkannte, hat die Ökopartei bei den Juniorwahlen mit 14 Prozent ein überdurchschnittliches Ergebnis erzielt. Sie kommt damit nicht an die Werte von 1984 und 1996 heran, wo die Grünen bei Umfragen mit 23 beziehungsweise 22 Prozent bei Jugendlichen stärkste Partei waren.

Der Vorsitzende des Vereins Kumulus, ein 29-jähriger Wirtschafsingenieur, führt das Ergebnis auf den authentischen Charakter der Juniorwahl zurück. „Das ist keine Spaßwahl“, sagte Wolff gestern der taz, „den Jugendlichen und uns ist es verdammt Ernst.“ Den Jugendlichen lagen die gleichen Stimmzettel wie zur Bundestagswahl vor – samt Erstkandidaten. Die Übermittlung der Stimmen erfolgte via Internet. Um Wahlbetrug unmöglich zu machen, bekam jedeR WählerIn eine nur einmal verwendbare Transaktionsnummer – ähnlich wie beim Homebanking. Die Wahlbeteiligung der Kids lag mit 86 Prozent sehr hoch. CHRISTIAN FÜLLER