Scholz-Schnauze

SPD-Landeschef fühlt sich angesichts des Wahlerfolges seiner Partei an die Zeiten von Helmut Schmidt erinnert

Mit so einem Ergebnis im Rücken lässt sich spotten: „Der Polit-Spuk ist bald vorbei“, sagt SPD-Fraktionschef Uwe Grund mit Hinblick auf Ronald Schill, und der sozialdemokratische Parteichef Olaf Scholz stimmte gestern den „Abgesang“ auf die Schill-Partei an: Für sie ist „das Ende angebrochen“. Die SozialdemokratInnen in Hamburg sind nach dem Schock des Vorjahres wieder da, wo sie sich ganz selbstverständlich sehen: als unumschränkte politische Führungskraft. „Hamburg ist eine sozialdemokratische Stadt“, stellt Scholz selbstzufrieden fest.

Dabei hat der Landesvorsitzende selbst mit 47 Prozent gegenüber 34 Prozent für seinen CDU-Kontrahenten Marcus Weinberg das zahlenmäßig schwächste Resultat aller sechs SPD-DirektkandidatInnen eingefahren – was allerdings nicht unbedingt an Scholz liegen muss. Sein Wahlkreis Altona ist mit den Elbvororten von jeher eine Hochburg der Hamburger CDU. Außerdem sorgen Stadtteile wie Ottensen dafür, dass auch die GAL in Altona stets gut abschneidet.

Insgesamt fühlt sich Scholz angesichts der erreichten Erststimmenresultate an die „Ära Helmut Schmidt“ erinnert, als die SPD ähnlich locker in den Wahlkreisen durchmarschierte. Selbst der in der Partei umstrittene Johannes Kahrs sahnte in Mitte mit über 54 Prozent der Stimmen ab. Bei den Zweitstimmen liegt die SPD mit 42 Prozent zwar deutlich niedriger, hat damit aber immer noch mehr Stimmen als die Hamburger Koalitionsparteien CDU, Schill und FDP zusammen, die gemeinsam nur auf 39 Prozent kommen. „Wenn wir Zweitstimmen an die Grünen abgegeben haben, damit es bei Rot-Grün bleibt, können wir in Hamburg damit gut leben.“

Scholz und Grund legten es gestern verständlicherweise darauf an, das Bundestagsergebnis in mögliche Nähe zu den Hamburger Verhältnissen zu rücken. Das CDU-Resultat sei „eine eindeutige Quittung für Bürgermeister von Beust“, stellte Scholz fest, und Grund sah den Senat seit Sonntag „angezählt“: „Eine CDU im Sinkflug, eine nahezu stagnierende FDP und eine abgestürzte Schill-Truppe – deutlicher hätte das Zeugnis der HamburgerInnen nicht ausfallen können.“ Der Senat habe schon nach einem Jahr keine Mehrheit in der Stadt mehr. PETER AHRENS