Neues vom Untersuchungsausschuss Bau
: Aus einem fachlichen Nein wird ein mächtiges Ja

Tiefer gehängt

Am heutigen Dienstag ist der Zeuge in den Untersuchungsausschuss geladen, der alles weiß: Andreas Hundsdörfer, von Beruf Bau-Ingenieur und Unternehmer. Aber Hundsdörfer hat schon angekündigt, dass er nichts sagen wird. Er darf die Aussage verweigern, da die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt.

Hundsdörfer war der für Altbausanierung zuständige Zechbau-Geschäftsführer, der dem Bau-Abteilungsleiter Gottfried Zantke einen guten Preis gemacht hat beim Umbau seines Privathauses: mehr als eine halbe Million Mark zu billig, findet die Staatsanwaltschaft und ermittelt wegen Vorteilsnahme gegen den beurlaubten Spitzenbeamten. Kaum einer der Millionen-Aufträge im Weser-Stadion ging an Hundsdörfer vorbei, egal ob er als Geschäftsführer von Zechbau oder später als Inhaber der Firma Procon agierte.

Auch wenn viele Zeugen schweigen: Es sind zum Glück nicht alle Akten verschwunden, aus denen sich die Zusammenhänge rekonstruieren lassen. Aus ihnen geht hervor, dass die staatliche „Bremer Sport- und Freizeit“-GmbH (BSF) an die Hundsdörfer-Firma Procon den Auftrag gab, eine „Machbarkeitsstudie“ für die Tieferlegung der Spielfläche des Weser-Stadions zu erarbeiten. Procon lieferte die Studie inklusive einer Kostenschätzung. Aber dann wollte der Senat im Frühjahr auf die Schnelle die Tieferlegung des Stadions beschließen, um mehr Sitzplätze zu gewinnen. Die Fachleute des staatlichen Eigenbetriebes „ Bau-Management Bremen“ (BMB) sollten die Plausibilität der Hundsdörfer’schen Kostenplanung bestätigen. Geschäftsführer: Gottfried Zantke.

Der BMB-Fachmann Ulrich Helpertz schrieb dagegen Anfang Januar 2001 einen „Internen Vermerk“, in dem es heißt: Die „Kostenzusammenstellung“ der Firma Procon ist „nach meinem Ermessen zu hoch angesetzt“, Honorarberechnungen seien „nicht nachvollziehbar und z.T. falsch“, insgesamt könne auf keinen Fall „Plausibilität und Angemessenheit der Preise“ bescheinigt werden. Also ein klares Nein. Einen Monat später schreibt Geschäftsführer Zantke an den Sportamtsleiter Hoffmann, dass die positive Stellungnahme zur Machbarkeitsstudie „die Kostenermittlung nach DIN 276 einbezieht“. Aus einem „Nein“ des Fachmannes wird so ein „Ja“ des Geschäftsführers. Ein „Gefälligkeitsgutachten“ sagt Helpertz. Er ist einer der wenigen, die Klartext reden über die Zustände in der Bremer Bauverwaltung – und hat gekündigt. Er arbeitet inzwischen für das Hochbauamt in Oldenburg. Gegenüber der Kripo berichtete Helpertz auch über andere Bauaufträge, etwa den Ausbau der Hochschule Bremen: „Herr Zantke hat auf fast unerträgliche Weise versucht, die Firma Procon ins Spiel zu bringen, obwohl weder der Bauherr (Senator für Wissenschaft) noch ich als Projektleiter das für nötig befunden hätten.“ Wie Procon-Gesellschafter Hundsdörfer sagt auch Zantke nichts vor dem Untersuchungsausschuss. Der ehemalige BMB-Mitarbeiter Helpertz, der aussagen würde, wurde von den Abgeordneten der großen Koalition offenbar tiefer gehängt. Als Zeuge vor dem Untersuchungsausschuss ist er nicht benannt.

Klaus Wolschner