geläufig Half English too

„Brittannia, she‘s half English, she speaks Latin at home / St. George was born in the Lebanon, how he got here I don‘t know / And those three lions on your shirt / they never sprang from England‘s dirt / Them Lions are half English and I‘m half English too.“ So singt es Billy Bragg auf seiner neuesten Platte „Half English“. Das ist nicht nur eine Absage an den Rassismus, es ist zugleich auch ein ironischer Umgang mit Englands nationalen Heiligtümern. Der alte Sozialist und Labour-Parteigänger Bragg hat also das neue England des Tony Blair endlich sehen gelernt und befunden: es sieht recht scheiße aus. Er, der einst das „New England“ suchte und dafür sogar dazu bereit war, auf eine weitere Weltenveränderung zu verzichten, ist nach einer längeren Phase der künstlerischen Nichtentwicklung wieder da. Eine Phase, in der er allerdings gemeinsam mit der Band Wilco zwei fantastische Alben mit Vertonungen von Woody Guthrie-Songtexten aufgenommen hat. Jetzt ist er mit seiner eigenen Band The Blokes wieder den späten Achtzigern verpflichtet, der Zeit, als man entweder mit einer einzelnen Gitarre intim tat oder mit einer großen Band großen Radiopop machte. Bragg und The Blokes versuchen gar nicht erst, dem Konsumiert-werden-Können offensiv entgegenzutreten. Sie bieten aber für diejenigen, die nach subversiven Gehalt in Songs suchen, auch noch etwas an. Gute Protestsongmache das halt. Vielleicht ist es ja die Gelassenheit des Alters und die Routine, die es diesem Künstler bis heute erlaubt, ganz ohne blöde große Posen auszukommen. SUN

ColumbiaFritz, 20.30 Uhr