Hauen und Stechen bei PDS

Gregor Gysi kritisiert Fehler der Parteiführung. PDS-Vize Petra Pau schießt zurück

BERLIN taz ■ In der PDS hat sich der Streit um die Ursachen und Folgen des Wahldebakels vom Sonntag verschärft. Die stellvertretende Parteivorsitzende Petra Pau äußerte sich gestern verärgert über die Kritik von Exparteichef Gregor Gysi an der aktuellen Führungsspitze. „Das hilft mir im Moment nicht weiter“, sagte Pau der taz. Gysi hatte seinen Nachfolgern Mutlosigkeit und Versäumnisse im Wahlkampf vorgeworfen. „Wer gerade im Osten die Emotionalität vermissen lässt, verliert dort auch an Stimmen“, schrieb Gysi in einem Beitrag für den Stern. Pau erwiderte, mit diesem Vorwurf könne sie „wenig anfangen“. Die 39-Jährige hatte ihren Wahlkreis in Berlin-Marzahn-Hellersdorf gewonnen und kehrt als eine von zwei verbliebenen PDS-Abgeordneten in den Bundestag zurück. Ob sie auf dem Parteitag am 12. Oktober in Gera erneut für ein Spitzenamt kandidieren werde, ließ sie offen.

„In Gera muss über die Richtung entschieden werden“, forderte Pau. Dabei dürfe es „keine Rolle rückwärts“ geben. Die Niederlage sollte nicht zu einem „Kurzschluss“ führen, „dass man jetzt aus Koalitionen heraus muss“. Die PDS in Mecklenburg-Vorpommern wird am Samstag über eine Fortsetzung der rot-roten Koalition entscheiden. Die Landtagsfraktion sprach sich gestern klar für eine neuerliche Regierungsbeteiligung aus.

Einige PDS-Politiker forderten dagegen mehr Distanz zur SPD. Die sächsische PDS verlangte den Rücktritt von Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch wegen „Anbiederns an die SPD“.

Der Exparteichef und jetzige Brandenburger Fraktionschef Lothar Bisky kündigte an, seine Landespartei werde sich künftig stärker von anderen Parteien abgrenzen und als Oppositionspartei profilieren. LUKAS WALLRAFF

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