Wanted: C. Castaño

Die US-Regierung fordert von Kolumbien die Verhaftung und Auslieferung des Chefs der rechten Paramilitärs

BUENOS AIRES taz ■ Die USA haben Kolumbien um die Festnahme und Auslieferung des Chefs der rechten Paramilitärmilizen, Carlos Castaño, und zweier seiner Kameraden gebeten. Dies bestätigte US-Justizminister John Ashcroft am Dienstag. Die USA werfen Castaño vor, in den Drogenhandel verwickelt zu sein. Der Milizenführer bestreitet dies und kündigte in einem Brief an die US-Botschafterin in Kolumbien, Anne Patterson, an, sich den US-Behörden stellen zu wollen.

In seinem Brief an Patterson bezeichnet sich Castaño selbst als einen „natürlichen Feind“ des Drogenhandels. Er kündigte an, sein Amt als Paramilitärchef aufzugeben, bis er die US-Behörden davon überzeugt habe, nicht in den Drogenhandel verwickelt zu sein. In Kolumbien sind auf Castaños Namen mindestens 19 Haftbefehle ausgestellt. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord und Entführung vor. Bislang konnte Castaño, der über exzellente Beziehungen zur kolumbianischen Armee verfügt, nicht festgenommen werden.

Nach Angaben der US-Ermittlungsbehörden ist Castaño für die Lieferung von über 17 Tonnen Kokain in die USA und nach Europa in den vergangenen fünf Jahren verantwortlich. Er wird außerdem beschuldigt die Kokainproduktion und den Verkauf der Droge zu kontrollieren.

Die Paramilitärs wurden in den 80er-Jahren von Großgrundbesitzern aufgestellt um die Guerilla des Landes zu bekämpfen. Sie kontrollieren zahlreiche Regionen des Landes. Ihre Taktik ist brutal. Sie fallen in Dörfer ein, ermorden angebliche Guerillakolaborateure, erklären das Dorf zu ihrem Gebiet und verschwinden wieder. Kommt die Guerilla zurück, kehren nach ihrem Abzug auch die Paramilitärs wieder zurück. Und wieder ermorden sie angebliche Kollaborateure. Lange waren Gefechte zwischen den Paramilitärs und der Guerilla die Ausnahme. Erst in letzter Zeit ist es vermehrt zu direkten Kämpfen gekommen. Fast nie werden die Paramilitärs von der Armee gejagt, beide Seiten pflegen exzellente Beziehungen, und das wird auch dem neuen Präsidenten Álvaro Uribe nachgesagt.

Dieser hat jetzt nach Berichten der Tageszeitung El Tiempo angekündigt, nur mit den Paramilitärs oder der Guerilla Friedensgespräche zu führen, wenn sich diese auf einen Waffenstillstand einlassen würden. Am Montag hatte die Regierung im Parlament beantragt, ihr Mandat für Friedensverhandlungen mit den Rebellen zu verlängern, um dem Präsidenten Gespräche mit Guerilla und Paramilitärs zu ermöglichen. Außerdem soll die Bildung einer neutralen Zone erlaubt werden, aus der sich das Militär zurückzieht. Das bestehende Mandat für Verhandlungen läuft am 23. Dezember aus.

Uribe hat angekündigt, mit harter Hand gegen die Guerilla vorzugehen, und vergangene Woche zum ersten Mal zwei Regionen zu Kriegsgebieten erklärt. Er will sich mit dem Mandat aber alle Optionen offen halten und hat bislang angeboten, unter Vermittlung der Vereinten Nationen (UN) mit den bewaffneten Gruppen zu sprechen. Allerdings hat die größte Guerillagruppe des Landes (Farc) verkündet, dass sie direkt mit der Regierung verhandeln will. INGO MALCHER