Fairer Handel mit guter Bilanz

TransFair-Siegel feiert zehnten Geburtstag. Verein fordert mehr finanzielle Unterstützung

BERLIN taz ■ Für den Verbraucher ist es nur ein kleiner Griff ins richtige Supermarktregal, für Shila Bawni eine kleine Revolution: Seit der Tee von ihrer Plantage in Darjeeling fair gehandelt wird, ist sie Chefin von 24 Männern und einzige weibliche Vorarbeiterin auf der Plantage. Shila Bawni ist nur ein Beispiel von rund 800.000 Menschen in 39 Ländern, die von fairem Handel profitieren. Möglich machen dies Vereine wie TransFair, der in diesem Herbst zehnjähriges Jubiläum feiert.

Die Bilanz ist positiv: Rund 300 Millionen Menschen in Deutschland haben in den letzten zehn Jahren Produkte mit dem TransFair-Siegel gekauft. Das entspricht einem Umsatz von bisher insgesamt 500 Millionen Euro. Ohne die Beteiligung großer Supermarktkonzerne wäre diese Summe allerdings nicht möglich. Waren es vor zehn Jahren nur 800 Weltläden, die fair gehandelten Tee, Kaffee, Kakao, Schokolade, Honig und Bonbons anboten, so liegen die Produkte mittlerweile in den Regalen von 22.000 Supermarktfilialen. Jüngster Neuling ist Orangensaft. „Raus aus der Nische, hinein in die Supermärkte“, dieses Ziel habe TransFair erreicht, sagt Geschäftsführer Dieter Overath. „Entgegen negativen Prognosen haben wir bewiesen, dass fairer Handel nicht nur ethisch gut und sinnvoll ist, sondern auch marktwirtschaftlich machbar.“

Schwache Konjunktur und der Preiskampf der Discountketten erschweren dies allerdings. Vor allem der Weltmarkt für Kaffee, dem wichtigsten und „politischsten“ Produkt von TransFair, ist ein Sorgenkind: Es wird oft weit unter Produktionskosten verkauft. An das gute Gewissen der Verbraucher zu appellieren, reicht da nicht aus. Um die Situation für Produzenten zu verbessern, versucht TransFair daher mit namhaften Lizenznehmern zu kooperieren und neue Vertriebskanäle zu erobern, zum Beispiel über einen Vertrag mit der amerikanischen Kette „Starbucks“. Diese soll das „Außer-Haus-Geschäft“ erschließen.

Voraussetzung für die Zusammenarbeit sind bestimmte Kriterien für Produzenten und Händler. Sie müssen vierteljährlich Einblick geben in Buchhaltung, Produktionsprozesse und die Verteilung der Prämien. Ziel sei es, nicht nur Armut und soziale Missstände zu bekämpfen, sondern auch nachhaltiges Handeln zu fördern, so Norbert Dreßen, Vorsitzender von TransFair.

Möglich ist das nur, wenn mehr Käufer in den Industriestaaten faire Produkte in ihre Einkaufstüten packen. Zwar liegt nach Angaben von TransFair ihr Bekanntheitsgrad mittlerweile bei 40 Prozent, allerdings sei dies nicht gleich Kaufbereitschaft. Daher will der Verein vor allem seine Öffentlichkeitsarbeit verstärken. Laut Marktforschung gibt es für fairen Handel noch großes Potenzial. So haben in einigen europäischen Nachbarländern faire Produkte Marktanteile, dir zwei- bis fünfmal so hoch liegen. Dort gibt es jedoch finanzielle Hilfen vom Staat. Ein weiterer Appell richtet sich deshalb an die Bundesregierung: „Mehr Geld wäre sehr wünschenswert“, so Overath. SUSANNE LANG