Atlanta-Umzug? Banane!

Wirtschaftssenator Hattig rutscht aus: Er wollte viel Geld ausgeben, damit der Fruchthändler Atlanta in den Hafen geht. Die SPD verhindert das Schlimmste. Grüne: Geld wird Geld hinterhergeschmissen

Wie angekündigt kippte die SPD in der gestrigen Sitzung der Wirtschaftsförderungsausschüsse ein Papier aus dem Hause des Wirtschaftssenators von der Tagesordnung. Die Vorlage behandelt den offenbar staatlich eingefädelten Umzug der Büros des Fruchthändlers Atlanta vom jetzigen Geschäftssitz am Breitenweg in den ehemaligen Überseehafen. Mehr als 5,1 Millionen Euro sollte die Big (Bremer Immobilien Gesellschaft) im Auftrag von Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) für das Atlanta-Gelände am Breitenweg bezahlen. Eine halbe Million mehr, als die Gutachter von GeoInformation, ehemals Katasteramt, zunächst geschätzt hatten. Später „aktualisierten“ die Gutachter den Preis nach oben – in Richtung der Vorstellungen des Verkäufers. Für das neue Grundstück an der Konsul-Smidt-Straße im ehemaligen Überseehafen hat der beim Bauressort angesiedelte Eigenbetrieb GeoInformation einen Quadratmeterpreis von 65 bis 75 Euro empfohlen. In der Vorlage heißt es dazu: „Mit der Atlanta AG wurde eine Einigung über einen Kaufpreis von 65 Euro erzielt“.

Der Investor bezahlt für die 4.300 Quadratmeter große Fläche demnach 280.000 Euro und will außerdem für das neue Gebäude vier Millionen Euro lockermachen. Am Ende steht für den Fruchtkonzern ein Plus von über 800.000 Euro. Der eigentliche Investor ist also die Stadt.

Doch die hat gute Gründe. Die Fläche am Breitenweg würde dringend gebraucht, um einen Dienstleistungsschwerpunkt am Bahnhof zu gründen. Außerdem treibe die Ansiedlung des Fruchtriesen im Hafen dort die städtische Entwicklung voran. Beidem widerspricht SPD-Bauexperte Carsten Sieling: „Es gibt für die Fläche am Bahnhof noch gar keine Konzeption, außerdem ist nicht klar, ob man für das in der Vorlage angesprochene ‚Dienstleistungszentrum Überseemuseum‘ dieses Grundstück überhaupt bräuchte.“ Noch drastischer fällt sein Urteil zur alten Hafenfläche aus: „Was die Vorlage skizziert, ist einfallslose Architektur mit hundert ebenerdigen Parkplätzen drumrum. So sieht eine attraktive Entwicklung der Hafenreviere nicht aus.“

Protest auch von den Grünen. „Wenn man wissen will, wie in Bremen Grundstückspreise zustandekommen, braucht man sich nur dieses Papier durchzulesen“, erregt sich die baupolitische Sprecherin der Grünen, Karin Krusche. Auch die Wirtschaftsfachfrau Helga Trüpel kommentiert bissig: „Erst subventioniert die große Koalition den Umzug des Großmarkts in den Hafen und jetzt wird dem vielen Geld noch Geld hinterhergeschmissen“. Die Parkfläche des neuen Atlanta-Geschäftssitzes würde genau an die des Großmarktes anschließen.

Der Sprecher im Wirtschaftsressort, Andreas Jacobsen, nennt aber auch noch andere Gründe für den angestrebten Atlanta-Deal: Angeblich habe der mit Abwanderung gedroht. Zwar hat Geschäftsführer Horst Möhlenbrock Abwanderungspläne dementiert – die Atlanta GmbH soll aber nach letzten Meldungen schon Anfang nächsten Jahres in der Chiquita International aufgehen. Und dann, so Jacobsen, könnte ein Geschäftssitz im „thematisch geordneten Gebiet“ ein Argument dafür sein, dass die 135 Arbeitsplätze in Bremen erhalten bleiben. Mit der Kühl- und Vertriebsfirma Hameico ist bereits eine Tochter von Atlanta im Hafen ansässig geworden.

Elke Heyduck