die anderen:
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Zum Streit um die angebliche politische Einmischung von Prinz Charles schreibt der Daily Telegraph aus London: Es sollte keine Überraschung sein, dass Prinz Charles Briefe schreibt. Er hat es sein ganzes Leben lang getan. Will die Nation tatsächlich einen Prinzen, der nur Belangloses von sich gibt und Dankesbriefe schreibt? Wollen die Wähler wirklich, dass er sich aus allem heraushält und ihre Anliegen ignoriert? Der Streit um die Feder von Charles ist möglicherweise ein Sturm im Wasserglas. Aber er hinterlässt einen bitteren Geschmack. Wenn die Regierung die Rolle von Charles im öffentlichen Leben begrüßt, dann sollte sie das auch laut sagen.

Die französische Zeitung Libération schreibt über den Haushaltsentwurf von Frankreichs Premier Raffarin: Es steckt ein wenig von Jospin in Raffarin. Von seinem sozialistischen Amtsvorgänger hat er sich das Wesentliche gemerkt: Es ist das Gegenteil dessen zu tun, was Alain Juppé 1995 tat. Innerhalb eines Sommers hatte Juppé die Moral der Franzosen gebrochen. Raffarin betet heute dafür, dass sie erhalten bleibt. Denn bleibt das weltweite Wachstum aus, kann nur der Verbrauch der privaten Haushalte die nationale Wirtschaft vor einem Kopfsprung retten – und die Popularität der Regierenden vor einem Schiffbruch.

Die dänische Tageszeitung Jyllands-Poste meint zur Krise im Verhältnis zwischen den USA und Europa: Außenminister Colin Powell weiß, dass es schlimm um das europäisch-amerikanische Verhältnis steht. Leider deutet alles darauf hin, dass er an den Rand gedrängt ist. Die Europäer können das nur voller Bekümmerung betrachten. Die USA sind so machtvoll, dass ihre Regierung ihre Macht kaum steuern kann. Russland stellt sich den Amerikanern vorläufig mit kühlem Kalkül zur Verfügung. Die Europäer aber wollen weiter in ihrer beschützten Welt leben. Aber diese Sicherheit ist Selbstbetrug.

Zur bevorstehenden Präsidentschaftswahl in Serbien schreibt Die Presse aus Wien: Die Serben haben am Wochenende die Wahl: Wollen sie Instabilität und den nationalen Chauvinismus (Vojislav) Koštunicas, den der Westen nach dem Sturz Milošević’ noch als „demokratischen Retter Jugoslawiens“ gefeiert hatte? Oder wollen sie die Fortsetzung wichtiger Reformen? Die Serben haben es in der Hand, für den Weg nach Europa zu stimmen und ein Zeichen dafür zu setzen, dass serbische Politik angesichts der sozialen und wirtschaftlichen Misere viel zu wichtig ist, als zum Showdown zweier Rivalen zu verkommen. Serbien entscheidet am Sonntag zwischen Nationalismus und dem weiteren Weg nach Europa.