Motte minimiert Kastanien

Er hat metallisch-ockerfarbene Flügel, und seine Larven sind sehr gefräßig: Ein importierter Kleinschmetterling zerfrisst in Bremen Kastanienblätter

In diesem Jahr ist das Kastanienlaub besonders früh braun. Das liegt aber nicht an den ersten herbstlich kühlen Nächten, sondern an „Cameraria ohridella“.

Auf deutsch heißt sie„Miniermotte“, sagt Heribert Eschenbruch von Stadtgrün. Das Mottenweibchen legt seine Eier auf den Blättern der Rosskastanien ab. Wenn die Larven geschlüpft sind, zerfressen sie die Blätter von innen.

Viel weiß Eschenbruch über den eingeschleppten, etwa fünf Millimeter langen Blattfresser noch nicht: Stadtgrün habe beobachtet, dass die Schädlinge auch vollkommen vitale Bäume befallen, berichtet er, so dass „Kuren“ zur Stärkung der Baum-Abwehrkräfte nicht sinnvoll erscheinen. Unklar ist ihm außerdem, in welcher Jahreszeit die Motten das Blattwerk der Kastanien angreifen. „Wenn sie erst im Herbst kommen, kann der Baum das verkraften“, sagt Eschenbruch. Wenn die Tiere allerdings schon im Frühjahr zuschlagen würden, hätten die befallenen Kastanien kaum eine Chance. In Süddeutschland kenne man das Problem schon länger, in Bremen falle es zum ersten Mal auf, sagt Eschenbruch.

In der Schädlingsbekämpfung herrscht Unklarheit: Die Stadt Hamburg etwa empfiehlt, das anfallende Kastanienlaub statt auf den Kompost in die Restmülltonne zu stecken, damit sich die Schädlinge nicht weiter vermehren. Denn: Ein großer Teil der verpuppten Larven überwintert auf dem heruntergefallenen Laub. Davon hält Eschenbruch nicht viel: „Da muss ja nur einer sein Kastanienlaub liegen lassen, und schon funktioniert die Maßnahme nicht.“ Auf Internet-Sites findet sich die Idee die betroffenen Kastanien zu fällen. Eschenbruch entgegnet, er habe im Laufe der Jahre schon viele „hygienische Maßnahmen“ mitmachen müssen, die nicht geholfen hätten, so dass er lieber auf die natürlichen Selbstheilungskräfte vertraut. „Wo sich einer in der Natur übermäßig breit macht, gibt es auch jemanden, der ihn gerne frisst.“ Ob dieser jemand bei einer importierten Motte auch schon da sei, wisse er jedoch nicht. ube