Neustadt zugeparkt
: Autos raus aus der Werderstraße

Wut: viel – Konzept: wenig

Sieben Mal hätte er im letzten Jahr ein Knöllchen direkt vor seinem Haus bekommen, schimpft ein Neustädter, der im Wohnquartier auf dem vorderen Stadtwerder lebt. Dabei hätte er das Auto nur kurz zum Ausladen der Einkäufe abgestellt.

Der Einladung von Klaus-Peter Fischer, Ortsamtsleiter für die Neustadt, zur „Erörterung der Verkehrs- und Parksituation“ an der Werderstraße waren am Donnerstagabend rund achtzig AnwohnerInnen gefolgt. Von der Idee, Waltraut Osterloh vom Amt für Straßen und Verkehr über Vor- und Nachteile des Anwohnerparkens referieren zu lassen, mussten sich Amtsleiter und Beirat schnell verabschieden: Ihnen brandete die geballte Wut der BewohnerInnen von Heye-, Stein-, Werra-, Fulda- und Werderstraße entgegen.

Aus deren Sicht ist die Verkehrssituation in ihrem reinen Wohnquartier spätestens mit dem Mensaneubau der Hochschule unerträglich geworden: Zu viele Autos, zu wenige Parkplätze und abgeschleppt würden oft die Falschen. Als HauptübeltäterInnen gelten Studierende der Hochschule, Angestellte der umliegenden Firmen, Innenstadt- und am Wochenende KajenmarktbesucherInnen, die keine Parkhausgebühren zahlen wollen. Dadurch sei die schmale Werderstraße vollkommen überlastet, selbst in Straßeneinmündungen würde chaotisch geparkt. Auch die Zufahrt der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) sei oft blockiert, so dass auch Rettungsfahrzeuge keine Chance hätten durchzukommen.

Der eigentliche Ärger beruht offensichtlich auf dem Gefühl, nicht oder erst dann gehört zu werden, wenn es zu spät ist: Erst sei der Hochschulneubau genehmigt worden, und im Nachhinein würde man sich Gedanken über den zusätzlich entstehenden Verkehr machen, ärgerten sich die AnwohnerInnen. Gleiches gelte für die geplante Bebauung des Stadtwerkegeländes: Bis zu 350 neue Stadtwerder-Bewohner brächten dann mehr Autos auf die vorhandenen schmalen Straßen.

Ortsamtsleiter Fischer ist nun vom Beirat beauftragt, mit der Hochschule und engagierten Betroffenen eine AnwohnerInnen-Idee zu prüfen: Danach soll der Hochschul-Parkverkehr über eine neu zu schaffende sechs Meter breite Trasse auf der Rückseite des Hochschulgebäudes zum und vom Parkplatz fließen. Damit das Viertel dann nicht von anderen Billigparkern verstopft wird, soll geprüft werden, ob Anwohnerparken in den kleinen Stadtwerdersträßchen sinnvoll und praktikabel ist.

Amtsleiter Fischer will außerdem den Parkplatz am Kuhhirten, nahe Café Sand und Sielwallfähre als Park & Ride-Platz etwa für Werder Bremen-Fanshergerichtet sehen. Derzeit gleicht die Fläche einer Schlammwüste, für die sich in Bremen niemand zuständig fühlt. Ulrike Bendrat