reisenotizen
: Von Flut bis Flug

Leeres Prag

Seit die Moldau Prags Ufer unter Wasser setzte, bleiben selbst auf der Burg die Besucher aus: Mehr als 3.000 Touristen lösten dort zuvor täglich ein Billett. Nun sind es nicht mehr als 800. Auch die Wirte der Stadt klagen. Im sonst so vollen Traditionslokal „U Fleků“ etwa sind abends nur noch zwei Drittel der 1.200 Plätze belegt. Gleich ganz geschlossen haben zahlreiche Hotels, einige – wie „Intercontinental“ oder „President“ – sogar bis Ende des Jahres. Etwa jedes dritte der örtlichen 55.000 Betten, schätzt die Tschechische Zentrale für Tourismus (TZT), taucht seit der Flut nicht mehr in den Buchungscomputern auf. Dabei ist die braune Brühe längst verschwunden, und auch die meisten Sehenswürdigkeiten sind – abgesehen von einigen Attraktionen des Jüdischen Viertels – wieder offen.

Eine gute Zeit für Schnäppchenjäger, denn auf Übernachtungen gibt es „Nachlässe von bis zu 50 Prozent“, wie die Prager Zeitung berichtet. Und in so mancher Designerboutique rund um den Wenzelsplatz rutschten die Preise um die Hälfte und mehr. Nur Taxifahrer machen weiter keine halben Sachen: Wer nicht aufpasst, ist nach fünf Minuten Fahrt 25 Euro los.

Bummelbahn entschädigt

Bummelt die Deutsche Bahn (DB), fügen sich Fahrgäste meist in ihr Schicksal. Dabei können sie durchaus eine Gegenleistung erwarten: Im Fernverkehr etwa bekommen Reisende bei Verspätungen ab 90 Minuten einen Gutschein über 25 Euro – fragen sie beim Schaffner gezielt danach. Verpasst ein ICE den Fahrplan, holen sich aufgeklärte Reisende bereits ab 30 Minuten Warten einen 10-Euro-Bon. Außerdem winkt immer dann Hilfe, „erreichen Reisende ihr Ziel nicht mehr am Reisetag“. Dann, bestätigt ein DB-Sprecher, organisierten die Zugbegleiter kostenlose Weiterfahrten per Bus oder Taxi – oder auch eine Hotelübernachtung. Eine rechtliche Verpflichtung werde damit aber nicht eingegangen.

Dreckige Warteschleifen

Mit den Warteschleifen, die die Flugzeuge der Deutschen Lufthansa (LH) drehen, könnte das Unternehmen täglich „zwölf Flüge nach New York und zurück durchführen“. Darauf weist Wolfgang Mayrhuber vom LH-Vorstand hin. Die 378 Jets der größten deutschen Fluggesellschaft kreisten 2001 aufgrund von Anflugverzögerungen 19.600 Stunden planlos, davon 5.200 über Frankfurt am Main. Die Lufthansa-Düsen verbrannten dabei 48.900 Tonnen Treibstoff. Dazu, dass das Fliegen insgesamt ein äußerst umweltbelastendes Unternehmen ist, sagte Mayrhuber nichts.

TDT/TAZ