Hollerland wieder Wahlkampfthema

Das ,Bitz‘ feiert 6.000 Tage erfolgreiches Gründerzentrum. Die Protagonisten rufen erneut nach mehr Fläche für den Technologiepark

Als eine Erfolgsgeschichte ohne Wenn und Aber präsentierte sich am vergangenen Samstag das Bremer Innovations- und Technologiezentrum, kurz Bitz, das seit 6.000 Tagen Existenzgründern Büros und Infrastruktur zu günstigen Konditionen überlässt. Gegründet im März 1986 gilt es als Keimzelle des Technologieparks an der Uni – vier Fünftel der Firmen-Mitarbeiter, die im Bitz angefangen haben und später in eigene Räume zogen, arbeiten noch heute in technologieorientierten Firmen.

Während nur eine Handvoll Menschen bei Bier, Wurst und Kinderbespaßung in der Fahrenheitstraße vor dem Gebäude Geburtstag feierten, wurde drinnen in kurzen Vorträgen die steile Karriere des Gründerzentrums gewürdigt. Laut einer neuen Studie des Bremer Institutes für Wirtschaftsforschung (BAW) schneidet das Bitz im Vergleich zu anderen europäischen Gründerzentren überdurchschnittlich gut ab. Nach Recherchen des BAW schaffen Firmen, die im Bitz angefangen haben, rund zweieinhalb mal so viele Arbeitsplätze wie vergleichbare Firmen anderswo. Das BAW, das im Auftrag des Finanzsenators die regionalwirtschaftlichen Effekte verschiedener Bremer Projekte prüft, hat durch Nachforschungen ermittelt, dass aus 281 Arbeitsplätzen beim Start des Bitz mittlerweile 2.300 Arbeitsplätze geworden sind. Die Investition der Politik in das Gebäude habe sich bereits 1995 für den Stadtstaat gelohnt. ,,Vielleicht hätte sich manche dieser Firmen auch ohne das Bitz gegründet“, so BAW-Referent Werner Willms, „aber der größte Teil geht sicher auf die Rechnung dieses Gründerzentrums“. Wermutstropfen für Willms: Nur gut die Hälfte der Arbeitsplätze, die in den Firmen des Bitz entstanden sind, sind auch der Stadt zugute gekommen – der Rest hat sich über die Landesgrenzen davon gemacht. Willms nannte als Ursache das mangelhafte Bremer Flächenangebot, während für die abgewanderten Firmen vermutlich auch andere Kriterien wie die Nähe zu Kunden und Märkten eine Rolle spielten.

Damit stand eine Diskussion im Raum, die bei der Feier zwar tunlichst vermieden wurde, dadurch aber nur umso präsenter war. Die Bremer CDU hat zum Wochenende erneut die Debatte um die Bebauung des Hollerlands entfacht. Das Naturschutzgebiet an der Grenze zum Technologiepark soll der Erweiterung des Gewerbegebietes geopfert werden. So sollen noch mehr Firmen die Möglichkeit haben, nahe bei Uni und Autobahn ihr Erfolgskonzept zu schmieden.

Willms machte zum Abschluss seines Vortrags deutlich, dass Gründerzentren wie das Bitz schon bald zum alten Eisen gehören könnten. Alle jüngeren Entwicklungen wiesen in eine stärker spezialisierte Richtung als dieser ,,Inkubator“, wie die Gründerzentren in Fachkreisen genannt werden. Allein das Label ,,Technologie“ sei ein zu großer gemeinsamer Nenner. Für Firmen, die ihre Dienste vorrangig per Internet anbieten, würden gar ,,virtuelle Inkubatoren“, also Netzwerke diskutiert, die den Neugründern den Start ins freie Wirtschaftsleben erleichtern sollen. hey