montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Die Nation, das Volk, Deutschland ist gespalten. Nach der Wahl ist nichts mehr zu spüren von „One Germany – One World“. Eine Parole, die Johannes Rau, unser Bundespräsident und letzter ruhender Pol in einer zerrissenen Gesellschaft, ausgegeben hat. In den Händen des alten Mannes aus Barmen und Elberfeld liegen nun die Geschicke eines aufgewühlten Landes. Er allein muss entscheiden, wie es weitergeht. Nur er kann die Brücken der Fremdheit mit Geländern der Zuversicht versehen. Nur Rau kann die Gräben der Teilung verschütten. Der Riss darf sich nicht weiter entladen – so wie 1968, als auch ich leider zu den Linken gehörte. Damals beherrschten wir noch nicht die Kunst, mit dem gehobenen Schmuckkästchen des Zitatenschatzes besänftigend auf eine Society in der Krise einzuwirken. Wenn es einem gelingen kann, das politische Halbrund der deutschen Zersplitterung in die Zukunft zu überführen, dann ist es Rau. Jetzt schlägt die Stunde des Johannes. Er sollte sie nutzen.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.