An der Weltbestzeit knapp vorbeigelaufen

Naoko Takahashi gewinnt den Berlin-Marathon und festigt ihren Starstatus in der japanischen Heimat

BERLIN taz/dpa ■ Etwa 50 Millionen Japaner sahen am Sonntag im Vorabendprogramm zu, wie Naoko Takahashi nach 2:21:48 Stunden in Berlin durchs Zielband lief, es noch ein paar Schritte vor dem Körper mitschleppte, sich von dem weißen Fetzen schließlich befreite und sodann Yoshio Koide in die Arme lief. Beide lächelten, was darauf hindeutete, dass Trainer und Athletin mit der Zeit zufrieden waren. Sie ist nicht ganz das, was 80 japanische Journalisten nach Asien melden wollten, keine Weltbestzeit, aber nach einer Unterbrechung von über einem Jahr, in dem Takahashi keinen Marathon bestritt, können sich die gut 81 auf den Straßen von Berlin erlaufenen Minuten sehen lassen. Die Hymnen auf Naoko Takahashi werden wegen der verpassten Bestzeit – die von der Kenianerin Catherine Ndereba in 2:18:47 gehalten wird – kaum gedämpfter ausfallen.

Anfangs hatte sich Takahashi noch einer Konkurrentin zu erwehren. Die Mexikanerin Adriana Fernandez blieb an ihrer Seite. Erst im zweiten Teil des Marathons machte die Japanerin Meter um Meter auf die Gewinnerin des New-York-Marathons 1999 gut. Die 31-jährige Fernandez, die nach der Geburt ihres Kindes ebenfalls eine längere Pause eingelegt hatte, konnte ab Kilometer 28 nicht mehr folgen. Die ersten 20 seien ihr, Takahashi, gar nicht so leicht gefallen, sagte sie nach dem Lauf über 42,195 Kilometer. Doch dann sei sie in den Rhythmus gekommen. „Ich habe bis zum Kilometer 25 etwas abgewartet, weil ich mich nicht so gut gefühlt habe. Aber danach ging es viel schneller“, sagte die die 30 Jahre alte Takahashi und winkte im Ziel mit einer gelben Rose ihren Fans zu. Mit ihrer Zeit blieb die japanische Olympiasiegerin, die hier im Vorjahr den Weltrekord verbessert hatte, deutlich unter der 2:23-Marke. Damit kassierte sie zur Siegsumme von 30.000 Euro nochmal einen Bonus in gleicher Höhe.

Das schaffte auch der Sieger bei den Männern, Raymond Kipkoech aus Kenia, der mit einem Zielsprint seine favorisierten Landsleute Simon Biwott und Vincent Kipsos auf die Plätze verwies und in 2:06:47 Stunden gewann. Kipkoech ist der bereits dritte Überraschungssieger in Folge beim weltweit drittgrößten Marathon. Immerhin kein Tempomacher wie in den vergangenen beiden Jahren, aber doch ein Läufer, den mit seiner Bestzeit von 2:10:52 kaum einer ganz vorn erwartet hatte, überrumpelte die Favoriten. Der 22-Jährige aus Kenia hielt sich während des gesamten Rennens unauffällig in der Spitzengruppe auf und überspurtete auf den letzten Metern seine wesentlich stärker eingeschätzten Landsleute Biwott und Kipsos. „Mich hatten sicher nur wenige Experten auf der Rechnung. Besonders freut mich, dass ich den Sieg mit so einer schönen Bestzeit geholt habe“, sagte der afrikanische Läufer.

Bei den Rollstuhlfahrern feierte die Schweiz einen Doppelerfolg durch die Vorjahressieger Edith Hunkeler und Heinz Frey, der bereits seinen 15. Sieg, den zwölften nacheinander, holte.