Das überforderte Multitalent

Udo Zimmermann habe „seine Oper in die Beletage der deutschsprachigen Musiktheater“ gehoben, lobte der Spiegel. Und der Bürgermeister lobte seine Fähigkeit, den Apparat der Oper an die finanziellen Gegebenheiten der Stadt anzupassen. Das war Mitte der Neunzigerjahre, als der Komponist und Dirigent als Intendant die Leipziger Oper künstlerisch erfolgreich in die westliche Moderne überführt hatte. Als „nimmermüden Bittsteller und Agitator, Spürnase und kompromisslosen Vorkämpfer – je nach Lage der Kunstdinge“ (FAZ) holte ihn 1999 CDU-Parteifreund und Kultursenator Radunski an die Deutsche Oper nach Berlin.

Geboren (1943) und aufgewachsen ist Udo Zimmermann in Dresden, studierte an der dortigen Musikhochschule und der Deutschen Akademie der Künste in Berlin bis 1968 Gesang, Komposition und Dirigieren.

Von 1970 bis 1984 war Zimmermann Dramaturg, Komponist und mehrere Jahre Chefdramaturg an der Staatsoper in Dresden. Dort reüssierte er auch als Mitbegründer und späterer Direktor des Zentrums für Neue Musik. Im Januar 1997 übernahm Zimmermann neben seiner Intendantentätigkeit für zunächst fünf Jahre die künstlerische Leitung der 1945 gegründeten Konzertreihe für zeitgenössische Musik „musica viva“ beim Bayerischen Rundfunk.

Als Komponist sorgte Zimmermann zunächst mit Orchesterwerken wie „Dramatische Impression auf den Tod von J. F. Kennedy für Violoncello und Orchester“ (1963) für Aufsehen, internationalen Lorbeer erntete er aber vor allem für seine Opernwerke (zuletzt vollendete er 1991 „Die Sündflut“ nach Motiven von Ernst Barlach).

Auch nach seinem Amtsantritt bei der finanziell maroden Deutschen Oper in Berlin blieb Zimmermann seinem Ideal treu, „die Latte immer ein wenig höher zu legen, als ich sie überspringen kann“. Und so fantasierte er zuletzt von Woody Allen als Opernregisseur in Berlin und stellte in Aussicht, Steven Spielberg für den „Ring des Nibelungen“ gewinnen zu können. TAZ