Mythologie, Pop und Volkstum

Mit Songs, Körpergedichten und Jonglage: Die neue Performance „Es gibt immer etwas zu tun“ der Schweizer Gruppe Les Reines Prochaines präsentiert in der Roten Flora überraschende Einsichten ins Weltgeschehen

Sie wollen einen Harem haben, sie werfen Anker auf dem Meeresboden der Gefühle, und sie stellen ein für alle Mal fest, dass kitchen nichts mit Kitsch zu tun hat: Les Reines Prochaines. Die „nächsten Königinnen“ sind sechs Performerinnen aus der Schweiz, die mit ihren Liedern und Geschichten die Welt neu erzählen. „Das Alltägliche, das Mythologische und Physikalische, Pop und Volkstum und die Kindheit dienen uns als formale und inhaltliche Inspirationsquellen“, sagt die 43-jährige Königin Muda Mathis, die hin und wieder auch im Mammutkostüm zu ihrem Publikumsvolk spricht.

Zu minimalistischer Musik präsentiert die Gruppe absurde, aber angeblich erlebte Abenteuer vom Fliegen, vom Tauchen und vom Kleiderkauf. Ihr Stil: eigen. Ihre Lieder bestehen aus wenigen Tönen, ein paar Quinten, die Texte sparen an Worten, deren poetisch komische Zusammensetzung überrascht: „Meine Schuhe sind weiß, meine Füße blind, doch mein Herz ist schwach, so schwach heut“, heißt es da zum Beispiel.

Die neue Performance Es gibt immer etwas zu tun erzählt aus der Welt der Tricks, Phänomene und Wunder. „Wir sind wie immer ernst, komisch und lehrreich zugleich“, erklärt Mathis. Die zwölf neuen Songs handeln von ungewöhnlicher Alltagsbewältigung und selbstverständlich von der Liebe. Jede Performerin komponiert, textet und singt ihre eigenen Lieder. „Jede ist also mal Solistin, und mal unterstützt sie die anderen. Wir sind eine Autorinnenband“, betont Mathis.

Körpergedichte verbinden die Lieder lose. Diesmal jonglieren die Königinnen zum Beispiel mit Kochtöpfen und präsentieren Zaubertricks mit Ming-Vase und Blumenstrauß. „Das hat nur äußerlich etwas mit Zirkus zu tun. Inhaltlich aber mit Politik. Wir reden nicht über Politik, wir sind politisch,“ erklärt Mathis. Dabei handelt es sich um die Politik des subversiven Augenblicks, der Collage aus Klang, Körper und Sprache, die allein durch ihr Dasein an gesellschaftlichen Normen wackelt. Zum Beispiel, wenn Sus Zwick ungeschönt ihren 52-jährigen Körper präsentiert. „Ihre Haare fallen auf, ihre Zähne, wenn sie beim Singen ihren Mund aufreißt. Das ist ein politisches Statement, ohne dass man etwas sagen muss“, so Mathis.

Sie hat vor rund 15 Jahren Les Reines Prochaines gegründet. Mit dem Küchenprogramm Engel haben nie weit sind die Königinnen 1987 zum ersten Mal in Basel aufgetreten. Inzwischen haben sie vier CDs produziert, touren durch die Schweiz, Frankreich und Deutschland und versprechen dem Zuschauer „bekömmliche Musik, wenn er gute Zähne hat“ sowie „eine wohlduftende Erinerung an die widerspenstigen Weiber“. KATRIN JÄGER

Sonntag, 6. Oktober , 21 Uhr, Rote Flora