Fehlalarm mit Folgen

Der König saß beim Mittagsmahlund aß Salat.Da lief ein Ritter in den Saalund rief: „Verrat!

Einer hier im Eurem Kreis, Durchlaucht,hat Eure Gunst, soviel ich weiß, missbraucht.

Er schlich sich nächtens, leise, lümmelnd und mit Listdorthin, wo das Bett der Königstöchter ist.

Dort raubte er, getrieben von Gelüsten,den Töchtern, den bis dato ungeküssten,ihre jungfräuliche Zier,nachts um vier.Dann tat er selbiges bei Eurer Frau,die Sau!“

Der König unterbrach sein Mahl und sprachzum Ritter dort im Krönungssaal:„Gemach, gemach!

Erstens speise ich alleine.Zweitens: Töchter hab ich keine.Und drittens starb mein Weib vor langer Zeitan Trunkenheit.

Drum ist das, was vorzutragener die Stirn gehabt zu wagen,grober Unfug, schnöder Mist,weshalb er zu bestrafen ist.

Er sei in das Verlies zu führen,man schlage ihn mit Lederschnürenauf Augen, Ohren, Mund und Hände,just während ich mein Mahl beende.

Hinfort mit ihm, bezieh er Prügel.Mir aber reiche man Geflügel.“

Jan Kaiser