Auf Nummer Sicher

Weil die Universität Göttingen seinen Lehrstuhl nicht länger freihalten will, steigt Staatsminister Julian Nida-Rümelin aus der Kulturpolitik aus

BERLIN taz ■ Die Wissenschaft ist ihm wichtiger als Politik: Nach knapp zwei Jahren gibt Julian Nida-Rümelin sein Amt als Staatsminister für Kultur auf und kehrt als Philosophieprofessor an die Universität Göttingen zurück. Die Hochschule, die Nida-Rümelin bereits 1998 für den Posten des Münchner Kulturreferenten beurlaubt hatte, war nicht bereit, den Lehrstuhl weitere vier Jahre für ihn freizuhalten. Den „Übergang zum Berufspolitiker“ habe er jedoch nicht vollziehen wollen, ließ Nida-Rümelin in einem gestern veröffentlichten Schreiben an Bundeskanzler Gerhard Schröder wissen. „Ich war und bleibe von Beruf Wissenschaftler.“ Der Philosoph hatte im Januar 2001 die Nachfolge des ersten Amtsinhabers Michael Naumann angetreten, der als Herausgeber und Chefredakteur zur Wochenzeitung Die Zeit wechselte. Anders als Naumann hielt sich Nida-Rümelin mit provokanten Äußerungen in der Öffentlichkeit zurück. Das ließ die Forderung nach Abschaffung des Amtes verstummen. Stattdessen widmete er sich den Mühen der Ebene wie den Verhandlungen über eine Kulturstiftung des Bundes oder über die Abgrenzung der kulturpolitischen Kompetenzen von Bund und Ländern.

Der 47-jährige Nida-Rümelin, der aus einer Münchner Künstlerfamilie stammt, galt vor seiner politischen Karriere als Jungstar der deutschen Philosophie. Nach Stationen in Minnesota und Tübingen erhielt er 1993 einen Ruf an die Universität Göttingen. Seit 1974 Mitglied der SPD, ging er 1998 als Kulturreferent der bayerischen Landeshauptstadt in die Politik.

Dem Kanzler schlug Nida-Rümelin drei mögliche Nachfolger vor, deren Namen er gestern nicht nennen wollte. Im Gespräch sind neben anderen die Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, Monika Griefahn, und der Chef der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger (beide SPD). Die grüne Bundestags-Vizepräsidentin Antje Vollmer hatte erklärt, sie strebe das Amt nicht an. RALPH BOLLMANN

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