EWE schluckt NordCom ganz

Die Oldenburger Energieversorger EWE gilt langfristig als heißer Kandidat für die Fusion mit den Bremer Stadtwerken (swb). Im Telefon-Bereich hat die EWE die Bremer Schwester schon gekauft

Mit den Erdgas-Pipelines verlegte die EWE in den 80-ern die Leer-Rohre für Glasfaser

Inzwischen sind die Gesellschafteranteile der Bremer Telefongesellschaft NordCom, die die Bremer Stadtwerke swb einmal gegründet hatten, zu 100 Prozent an den Oldenburger Energieversorger EWE verkauft worden. Zur EWE-Gruppe gehören damit zwei Telefon-Gesellschaften, die EWE-Tel und die NordCom. Wir sprachen mit dem neuen Geschäftsführer der NordCom, Manfred Hamel, über die unternehmerische Doppelstrategie der EWE beim Geschäft mit der Kommunikationstechnik.taz: Die Oldenburger EWE hat für viel Geld die Bremer Telefongesellschaft Nordcom gekauft. Warum braucht ein Energieunternehmen die Telekommunikation?Manfred Hamel: Ursprünglich brauchte die EWE die Telekommunikation, um die Prozesse als Energieversorger effizient zu gestalten. Energieversorger hatten schon vor der Postreform das Recht, Telekommunikation für eigene Zwecke zu organisieren. Vor 50 Jahren hatte jede Bezirksmeisterei der EWE Wohnungen für Mitarbeiter, die wohnten direkt an der elektrischen Anlage. Bei Störungen schalteten die Mitarbeiter direkt per Hand, die notwendigen Schaltmaßnahmen wurden per Telefon und Betriebsfunk abgesprochen.

Wie Bahnwärter?

Ja, wie Bahnwärter. Die Schalter sahen auch so ähnlich aus. Diese Arbeit wurde durch Fernsteuerung ersetzt. Und der Energieversorger wollte wissen: Wie ist der Zustand des Netzes? Bevor der Kunde es merkt, wollten Energieversorgungsunternehmen reagieren. Dafür brauchten wir Fernmeldung und Fernsteuerung.

Die EWE hatte in Zeiten des Postmonopols schon ein eigenes Fernmelde-Kabelnetz?

Ja, weil die Netze der damaligen Post in Katastrophenfällen nicht so leistungsfähig waren. An allen Hochspannungstrassen gab es eigene interne Kupferkabel. Als die EWE ihre Erdgasnetze ausgebaut hat, wurden in den 80-er Jahren bereits Leer-Rohre für Glasfaser-Kabel mit den Pipelines verlegt. Mitte der 90er Jahre wurde dann in diese Leerrohre Glasfaser hineingeblasen.

Hinein geblasen?

Mit Druckluft. Wenn man über die langen Strecken zieht, würde das Kabel mechanisch zerstört werden.

Warum kam das öffentliche Telefonkunden-Geschäft dazu?

Glasfaserkabel können sehr viel mehr leisten als für die interne Kommunikation eines Energieversorgers erforderlich. Die freien Ressourcen werden heute für die öffentliche Telekommunikation eingesetzt.

Haben Sie diesen Weg begleitet, bevor Sie Geschäftsführer hier in Bremen wurden?

Ich bin gelernter Nachrichtentechniker und habe im Strom- und Gasversorgungsbereich Netze gebaut und betrieben. Danach war ich für die Informationstechnik bei EWE verantwortlich, zuletzt war ich Prokurist bei der EWETel.

Die EWE leistet sich inzwischen zwei Unternehmen, die das Selbe machen, erst die eigene EWETel und nun NordCom. Warum?

Technisch sind wir dabei, alle Synergien der EWE-Telekommunikations-Unternehmen zu heben.

Konkurrieren EWETel und NordCom?

Bisher ist es so. Tatsache ist, dass wir zur Zeit mehrere Marken nebeneinander führen. Osnatel ist auch eine Marke der EWE. Vielleicht ist an dieser Stelle ein Vergleich mit Waschmitteln erlaubt: „Gewohnte Qualität von Henkel“ spricht für die Beibehaltung eingeführter Marken. Für verschiedene Zielgruppen bieten wir verschiedene Produkte. Unser Tarifmodell mit einem auf 50 Kilometer ausgedehnten Ortsbereich, Ortsgesprächen zwischen Bremen und Bremerhaven sowie dem günstigen netzinternen Tarif könnten wir in der Fläche nicht anbieten. NordCom ist ein spezielles Stadt-Modell für das Bundesland Bremen.

Fragen: K. Wolschner