NS-Opfer ehren

Gegen die „Renaissance autoritärer Denkmuster“: VVN Hamburg setzt neue inhaltliche Schwerpunkte

Der Name bleibt. Doch sonst ändert sich bei der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten“ (VVN-BdA) viel. In Berlin stimmten gestern auch die Hamburger VVN-Delegierten für den Zusammenschluss mit dem „Verband ehemaliger Teilnehmer am antifaschistischen Widerstand, Verfolgter des Naziregimes und Hinterbliebener“ (siehe auch S. 6). Die Vorsitzende der VVN Hamburg, Cornelia Kerth, wurde zu einer der neuen BundessprecherInnen gewählt.

Aber nicht nur formal verändert sich die VVN, in der die meisten noch lebenden Widerstandskämpfer und Opfer des Nationalsozialismus mitwirken. Der hanseatische Landesverband will sich auch inhaltlich neue Schwerpunkte setzen: Man will sich verstärkt gegen die „Uminterpretation der NS-Geschichte“ und gegen die „Renaissance autoritärer Denkmuster“ in Hamburg engagieren.

Neben der Betreuung von NS-Zwangsarbeitern und Verfolgten bei den Auseinandersetzungen um Entschädigungen und Renten, so Kerth, werde die Hamburger VVN vermehrt für die Anerkennung der „vergessenen Opfer“ streiten. Denn weder kommunistische Widerstandskämpfer und Wehrmachtsdeserteure, noch Homosexuelle und Behinderte erhielten für die erfahrenen Leiden gesellschaftliche Anerkennung, geschweige denn finanzielle Hilfen. Gerade der Hamburger Senat versuche im Bundesrat die Gründung der Mag- nus-Hirschfeld-Stiftung, die als Wiedergutmachung für die Verfolgung Homosexueller im Dritten Reich geplant ist, zu verhindern (taz berichtete).

In Hamburg war die VVN von 1956 bis 1968 verboten. Die Innenbehörde sah bei der 1947 gegründeten Vereinigung „verfassungsfeindliche Bestrebungen“. Bis heute beobachtet der Verfassungsschutz die VVN. Begründung: Die Organisation vertrete eine „kommunistische Faschismusanalyse, die den Kapitalismus als eigentlichen Urheber des Faschismus“ ausmache. Außerdem arbeite die VVN mit „gewaltbereiten Antifaschisten“ zusammen.

„Beides sind abwegige Konstruktionen“, erwidert Kerth. „Gewaltanwendung lehnen wir ab, und wir sagen nicht, dass Kapitalismus automatisch zu Faschismus führt. Allerdings benennen wir die gesellschaftlichen Ursachen von Rassismus und Faschismus.“ Andreas Speit