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Die richtige Wahl

Einkaufshelfer: „Blauer Engel“ und „Goldenes M“. Möbelhersteller reagieren zunehmend auf das steigende Umweltbewusstsein der Deutschen, viele produzieren bereits umweltfreundliche Produkte

Hat das Sofa ausgedient oder platzt der Schrank aus allen Nähten, geht man gemeinhin in ein Möbelgeschäft und lässt sich über die neuesten Produkte beraten. Im Vordergrund stehen dabei zunächst Design, Farbe und Preis. Doch einen weiteren Aspekt sollte man nicht vergessen: Welche Materialien sind umweltfreundlich – und stehen damit für eine gute Wohnqualität? Schließlich wird man mit dem neuen Stück mehrere Jahre in seiner Wohnung verbringen, oft hautnah. Da sind „ökologisch unbedenkliche und emissionsarme Möbel gefragt“, heißt es beim Umweltbundesamt (UBA). Deshalb hat man gemeinsam mit der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel e.V. eine kleine Broschüre erarbeitet, die wichtige Tipps für den Kauf enthält.

„Am häufigsten wird nach wie vor Holz verwendet“, heißt es beispielsweise in dem Einkaufshelfer. Doch nur wenige der rund 40.000 Holzarten seien für den Möbelbau geeignet, viele seien zu hart oder zu weich, manche sind auch allein deshalb ungeeignet, weil sie – vor allem wenn sie aus den Tropen stammen – vom Aussterben bedroht sind. So werden denn für zahlreiche Massivholzmöbel Leisten oder dünne Bretter miteinander verleimt, andere sind aus mit Kleber vermischten Spänen gepresst.

Die Qualität indes ist letztlich nicht davon abhängig, ob Möbel aus Massivholz oder so genannten Holzwerkstoffen – wie Späne – bestehen, sondern von der Qualität der eingesetzten Materialien und deren Verarbeitung. „Auch unter dem Gesichtspunkt der Umweltqualität besitzt keines der Materialien einen eindeutigen Vorteil“, so die Experten der Umweltbehörde. Wichtig ist vielmehr, dass die Hölzer aus „nachhaltigen“, das heißt kontrolliert bewirtschafteten Wäldern stammen. Die Ausdünstungen von Bindemitteln bei Faserplatten müssen gering sein. Die Nutzung des Möbels hingegen bestimmt, welcher Art seine Oberfläche beschaffen ist: Für die Küche muss sie strapazierfähig sein und Feuchtigkeit widerstehen, in Wohnräumen ist mehr das Aussehen und ein „angenehmer Griff“ entscheidend. Beschichtet sind sie meist mit furnierten Platten, bedruckter oder lackierter Folie. Für die Behandlung dieser letzten Schicht würden „heute neben lösemittelfreien oder lösemittelarmen Lacken teilweise noch immer lösemittelhaltige Lacke eingesetzt“, bemängelt das Umweltbundesamt. Chemische Lösemittel aber „belasten in hohem Maße die Umwelt“ und können, wenn die Reste in der Wohnung ausdünsten, „das Wohlbefinden beeinträchtigen“. Auch als Allergieauslöser sind manche Stoffe bekannt. Als Alternative empfiehlt das Umweltbundesamt, sich nach Beschichtungen umzusehen, deren Lacke auf Wasserbasis hergestellt werden.

Diese für die Gesundheit zuträglichen und die Umwelt schonenden Aspekte fließen ein als Kriterien für die Vergabe zweier Gütesiegel: des „Blauen Engel“ sowie des „Goldenen M“. Der „Blaue Engel“ wird unter Federführung des Umweltbundesamtes mit Beteiligung von Verbraucher- und Umweltverbänden nach eingehender Prüfung für emissionsarme Möbel vergeben. Mit dem „Goldenen M“ von der Möbel-Gütegemeinschaft, bekannt auch als RAL-Zeichen, können Möbelhersteller ihre Produkte schmücken, wenn sie umfangreiche Qualitätstests in Laboren bestanden haben. Hier ist vor allem die Gebrauchstauglichkeit von Bedeutung: Nutzen, Belastungsfähigkeit, aber auch die Möglichkeit, im Falle von Verschleiß Ersatzteile zu bekommen, beispielsweise Scharniere für viel beanspruchte Küchentüren, kurzum: Sie müssen stabil, sicher und haltbar sein. Denn gerade Langlebigkeit eines Möbelstücks ist auch ein Teil aktiven Umweltschutzes, weil es Ressourcen schont. Altmöbel werden noch überwiegend verbrannt oder deponiert. Ihre Verwertung wird indes erheblich vereinfacht, wenn sie möglichst wenig Schadstoffe enthalten. So dürfen Möbel mit dem „Goldenen M“ beispielsweise keine Fungizide, Insektizide oder Flammschutzmittel enthalten.

Bei einer Kombination beider Zeichen an einem Möbelstück kann der Käufer also Gesundheitsschutz, Umweltverträglichkeit und Qualität erwarten. Dafür, dass sich die Möbelfirmen um diese Siegel bemühen und damit ihre Produktion verbessern, kann der Verbraucher einiges tun: Er sollte beim Kauf darauf achten und ausdrücklich danach fragen. A. LOHSE

Die mit dem „Blauen Engel“ ausgezeichneten Produkte und die Vergabekriterien findet man im Internet unter www.blauer-engel.de.Eine Liste von Herstellern, deren Wohn- und Büromöbel, auch beispielsweise Lattenroste, Fußböden oder Paneele mit dem „Goldenen M“ versehen sind, gibt es unter www.dgm-moebel.de. Per Post bei der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel e.V., Tillystraße 2, 90431 Nürnberg.Die 16-seitige Broschüre „Möbel für gesundes Wohnen“ erhält man kostenlos beim Umweltbundesamt, ZAD, Postfach 33 00 22, 14191 Berlin, Telefon 89 03-0, www.umweltbundesamt.de

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