Pillenschmuggel

Statt billig Aidskranken in Afrika zu helfen, wurden Heilmittel im Wert von Millionen illegal zurück nach Deutschland und Holland gebracht

DÜSSELDORF/DEN HAAG ap/rtr/afp Für Afrika bestimmte verbilligte Aids-Medikamente sind unzulässigerweise in Deutschland und den Niederlanden auf den Markt gebracht worden. Behörden in beiden Ländern ermittelten gestern gegen die Verantwortlichen, die mit dem Reimport auf Kosten afrikanischer HIV-Kranker Millionen verdient haben dürften.

Nach Angaben der niederländischen Regierung und des Pharmabetriebs GlaxoSmithKline sind seit Mai 2001 über 43.000 Packungen der Aidsmittel Combivir, Epivir und Trizivir mit einem Verkaufswert von rund 18 Millionen Euro als Reimporte in die Niederlande und nach Deutschland gelangt. Die in Großbritannien und Frankreich hergestellten Medikamente wurden zunächst in die Elfenbeinküste, nach Senegal, Togo, Guinea und Kongo-Brazzaville exportiert, wo sie billig an Projekte zur Behandlung von Aidskranken abgegeben sollten. „Sie kamen nie weiter als bis zum Flughafen“, sagte der niederländische Gesundheitsinspekteur Raymond Salet. „Statt bei Hilfsprojekten zu landen, blieben sie ein oder zwei Tage auf dem Flughafen und wurden dann nach Belgien geflogen.“ Von dort wurden sie in die Niederlande und nach Deutschland geflogen und zum vollen Preis verkauft. Etwa 30.000 Packungen seien in Deutschland gelandet und 6.000 in den Niederlanden.

Der Medikamentenschmuggel ist lukrativ. Eine Schachtel mit 60 Combivir-Tabletten kostet in Afrika rund 90 Euro, in Europa rund 400 Euro. Ein belgischer Zöllner entdeckte den Schmuggel, als er sich wunderte, wieso Medikamente mit holländischer Aufschrift aus Afrika in die Niederlande geliefert wurden. Bei Unternehmen im Saarland und in Schleswig-Holstein wurden Medikamente sichergestellt, berichtete gestern Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerium. Zu erkennen seinen die Reimporte an Aufklebern mit den Namen „Kohlpharma“ und „mpa-Pharma“.