Rufer auf fließendem Sand

Experte warnt: Bei einem erneuten Hochwasser der Elbe könnte eine ganze Häuserzeile in Lauenburg einstürzen. Einzelne Gebäude sind schon beschädigt. Schutzwall gefordert

Der Architekt und Altstadt-Experte Peter Szymanski fürchtet bei erneuten extremen Hochwasserlagen an der Elbe den Einsturz einer Häuserzeile in der Altstadt von Lauenburg (Kreis Herzogtum Lauenburg). Wie Szymanski in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagte, könnten die auf Fließsand errichteten Gebäude am Flussufer komplett einstürzen, wenn nur ein einziges Fundament unterspült werde. Das Hochwasser der Elbe hatte Ende August die Lauenburger Altstadt teilweise überschwemmt.

Das Wasser war bis auf gut 8,60 Meter gestiegen, 9,80 waren zunächst erwartet worden. „Wäre dieser eine Meter mehr auf uns zugekommen, hätte sich die Kraft des Wassers überdurchschnittlich vergrößert“, sagt Szymanski. Mit Blick in die Zukunft fordert er jetzt Sicherungsmaßnahmen. „Wir haben ja die Bilder in Sachsen gesehen, wo ganze Ortskerne weggerissen wurden“, so der Lauenburger.

Er hat in der historischen Altstadt schon mehrere Fachwerkhäuser saniert und kennt die Situation vor Ort. „Während die Häuser an der Nordseite der Elbstraße noch auf dem sicheren Boden des Geesthanges stehen, wurden die Häuser direkt am Wasser auf weichem Sand errichtet. Wenn der durch die starke Strömung weggespült wird, gibt es kein Halten mehr für die betroffene Gebäudereihe.“ Ein einstürzendes Haus, vermutet der Experte, würde gleich mehrere in der Nachbarschaft mitreißen.

Schäden habe er bereits an Häusern festgestellt, sagte Szymanski. Auch am „Rufer“, dem Lauenburger Wahrzeichen, gebe es eine Unterspülung. Die Stadtverwaltung hat den Platz gesperrt. „Wir brauchen eine genaue Untersuchung durch Wissenschaftler, wie die Lage unter den Häusern aussieht. Und dann muss da dringend etwas getan werden.“ Möglich wäre nach Meinung des Experten eine Erhöhung der Uferpromenade als Schutzwall und um die Strömung abzufangen. „Wir bekommen die Strömung der Flut hier aus erster Hand, weil die Elbe in einer Kurve direkt auf unsere Altstadt zuläuft“, warnt der Architekt.

Für Szymanskis Befürchtungen gibt es historische Beispiele: Das Zollhof-Gebäude aus dem 14. Jahrhundert musste 1750 einen neuen Sockel bekommen, weil der alte weggespült war. 1895 fielen bei einem Hochwasser sämtliche Stützmauern eines Altstadthauses um. Szymanski: „Das hätte heute verheerende Folgen.“ Timo Jann