Ein Sparstrumpf für die Kunst

Anne-Liese Dohrmann war nicht reich. Aber offenbar sehr sparsam: Jetzt hat sie Kunsthalle, Dom und Bürgerpark eine Million Euro vermacht

Herzogenrath ist sicher: „Es gibt noch mehr Frau Dohrmanns in der Stadt“

Dom, Bürgerpark, Kunsthalle. Das mochte Frau Dohrmann an Bremen offenbar am liebsten. Jedenfalls hat sie diesen Einrichtungen ihr Geld vererbt. Immerhin eine Million Euro.

„Das war keine reiche alte Dame, nichts mit hanseatischer Familie. Eher bescheidene Verhältnisse, sparsam lebend“, erzählt Wulf Herzogenrath begeistert. Eine Hutmacherin, aus dem Viertel. Ledig, kinderlos, 1998 achtzigjährig gestorben. Jetzt wurde mit ihrem Geld die Ausstellung „Graphik des Informel“ (inklusive des Ankaufs dreier Werke) finanziert, die noch bis zum 6. Oktober in der Kunsthalle zu sehen ist.

Offenbar war Frau Dohrmann eine von diesen richtig netten, engagierten Dame. Mit ihrer Nachbarin ging sie gern in die Kunsthalle, dem Theater ließ sie schon mal von ihr gefertigte Hüte für Gotteslohn zukommen und ihren Lieblingsinstitutionen jetzt die Million. Verwaltet von Jörg Schreiber (Bremer Bank) und Knut Mikoleit von der Dresdner, die zusammen den Vorstand der kürzlich gegründeten „Anne-Liese Dohrmann Stiftung“ übernommen haben. Es ist die 219. privat finanzierte Stiftung in Bremen.

Jetzt ist das Geld in Rentenpapieren angelegt, unterstützt von einer „Aktienbeimischung“, wie man als Bänker so sagt, die jedoch höchstens 30 Prozent betragen darf: Um das Risiko eines etwaigen Kapitalschwunds zu begrenzen – das hätte jemand wie Frau Dohrmann auch bestimmt nicht gern gesehen. So beträgt die jährliche Rendite immerhin an die 40.000 Euro.

Für die Kunsthalle ist die Stiftung Gold wert. Der früher zu ihren Gunsten existierenden Kulenkampff-Stiftung ist spätestens seit der Nachkriegs-Währungsreform das Kapital entzogen, und die Verhandlungen über eine eigene Kunstvereins-Stiftung (die von der Stadt Bremen zur Hälfe mitfinanziert werden soll) sind noch längst nicht abgeschlossen. Da kommt so ein gut gefüllter Sparstrumpf gerade recht. Herzogenrath ist sicher: „Es gibt noch mehr Frau Dohrmanns in der Stadt.“

Derweil kann die Kunsthalle den sehr beachtlichen Erfolg einer eigenen Spendenaktion vermelden: 16.125 Euro kamen zusammen, als sie vergangenen Samstag von 18 bis 22 Uhr freien Eintritt gewährte, aber um Hilfe für die vom Hochwasser geschädigten Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden bat.

Henning Bleyl