Cinema Insolvenco

Hohe Mieten und Sommerflaute: Ufa-Kinokette ist nun auch offiziell überschuldet. Filmtheater an Grindel und Gänsemarkt bleiben jedoch zunächst weiter geöffnet

Am Abgrund wandelte das Unternehmen bereits seit Jahren, jetzt ist die Hamburger Ufa-Kinokette in der Insolvenz gelandet. Die Ufa-Theater-GmbH teilte gestern mit, die bundesweit 38 Kinos würden ihren Spielbetrieb aber unverändert fortführen. Auch die gut 1000 MitarbeiterInnen erhalten weiterhin ihren Lohn. Ufa als drittgrößtes deutsches Kinounternehmen betreibt in Hamburg die Filmtheater an der Grindelallee und am Gänsemarkt.

Der Hamburger Insolvenzverwalter Jens-Sören Schröder hält seit gestern die Fäden bei dem Unternehmen in der Hand. Die Banken hatten sich zuvor geweigert, weiterhin Geld in die GmbH zu schießen, damit war die Insolvenz besiegelt. Der drastische BesucherInnenrückgang und die hohen Mieten für die Kinosäle seien vor allem schuld an der Krise, hieß es.

Seit 1999 ging es mit dem Traditionsbetrieb Ufa weitgehend abwärts. Vor zwei Jahren hatte Geschäftsführer Stephan Lehmann ein hartes Sanierungskonzept durchgezogen: Ufa trennte sich von fast zwei Dritteln ihrer Häuser und baute die Zahl seiner Sitzplätze damit um 35.000 ab. Zudem wurde versucht, sich durch eine Fusion mit dem Konkurrenten Cinemaxx zu retten. Nach eineinhalb Jahren war diese Ehe jedoch schon wieder geschieden: Cinemaxx ist seitdem nur noch mit zehn Prozent an der Ufa beteiligt.

Die Ufa-Insolvenz ist bezeichnend für die Krise der Branche: Zahlreiche Spielstätten mussten in den vergangenen Jahren schließen, in Hamburg zum Beispiel die „Oase“ auf der Reeperbahn oder das Neue Cinema in St. Georg. Die Boomzeiten der 90er Jahre sind vorbei, in denen auch die Ufa sich künstlich aufblähte. Am Ende einer „vorschnellen Expansion“, wie Lehmann selbst vor zwei Jahren einräumte, standen 99 bundesweite Kinos, immer neue Palastbauten entstanden für mehr als 150 Millionen Euro Investitionskosten – vor allem die teuren Immobilien haben das Unternehmen daraufhin in Bedrängnis gebracht. Schröder will sich zunächst denn auch bemühen, niedrigere Mieten für die Filmtheater auszuhandeln.

Zudem hat das schöne Wetter in August und September ein tiefes Loch in den Ufa-Etat gerissen. Die Hochwasserkatastrophe ließ zudem den Markt im Osten zeitweilig komplett einbrechen. Unter der Sommerflaute hat auch Cinemaxx gelitten, teilte der Marktführer gestern mit.

Die Geschäftsführung geht trotzdem noch nicht davon aus, dass die Ufa am Ende ist. Dadurch, dass die Kinos weiter geöffnet sind, hofft Lehmann auf ähnliche BesucherInnenzahlen wie im vergangenen Herbst. Damals hatten der erste Harry Potter-Film und Teil eins von „Herr der Ringe“ für Rekordumsätze gesorgt. Beide Serien werden in diesem Herbst fortgesetzt.

PETER AHRENS