rausch, raus, weiter
: Organisierte Sauftour

Die längste lange Nacht des Jahres ist dem Alkohol geweiht

Um brachliegenden Branchen wieder auf die Beine zu helfen, haben findige Marketingexperten die „Langen Nächte“ etabliert. Freier Eintritt, Shuttle-Service und Rahmenprogramm locken Kulturmuffel nun auch in die staubigsten Museen. So viel Erfolg veranlasste den Bundesverband für sexuelle Dienstleistungen dazu, auch eine Rundfahrt zu planen – durch Berlins Rotlicht-Etablissements. Die längste lange Nacht des Jahres aber ist dem Cocktail geweiht: Acht Nobelbars laden am 26. Oktober zum Gelage ein. Um 21 Uhr startet der Trip in die Nacht, die sich dank Zeitumstellung mittendrin um eine Stunde verlängert. 20 Euro kostet das Ticket im Internet (www.langenachtderhotelbars.com) oder in einer der teilnehmenden Bars. Ein Glas Bier und die eigens entwickelte Cocktailkreation „Night’zz“ sind im Preis enthalten. Jeder weitere Drink muss bezahlt werden. Rabatt gibt’s keinen.

In der charmefreien Bar des Maritim Hotels in der Friedrichstraße steht Dorothea Schuchardt, die Organisatorin der „Reise durch acht Bars der Spitzenklasse“, und versichert: „Wir wollen dem Alkohol keinen Vorschub leisten.“ Die Rundfahrt soll vielmehr „unentdeckte Plätze“ präsentieren und „die interessante Berliner Szene mit internationalen Gästen“ zusammenbringen. Musikprogramm, Gewinnspiele und „Kommunikation-Acts“ – so heißen Werbeveranstaltungen in der Fachsprache des Marketings – sollen den Abend auflockern. Auch Prominente seien eingeladen worden, Udo Lindenberg wird mitfeiern, andere haben noch nicht zugesagt.

Auch wenn die Anwesenheit Udo Lindenbergs anderes vermuten lässt, soll es nicht ums Trinken gehen, betonen die Veranstalter. Vollkommen klar, man geht in eine Bar nur, um Nüsschen zu knabbern. Auf maßlos alkoholisierte Reiseteilnehmer habe man sich nicht eingestellt, lässt Schuchardt wissen. Das Sicherheitspersonal in den Bars wurde jedenfalls nicht aufgestockt. HANNO CHARISIUS